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Sieg mit Sahnehäubchen

Bundesliga-Tabellenführer Leverkusen überwindet die von den Medien herbeigeschriebene Krise mit einem 3:0 über Spaniens Vizemeister Deportivo La Coruña – und mit Zauberfußball à la Zé Roberto

aus Leverkusen ERIK EGGERS

Gut fünf Minuten noch zeigte die Uhr, da entschloss sich die Offensiv-Abteilung von Bayer Leverkusen zu einer Demonstration. An der Mittellinie verweilend, passten Zé Roberto und Placente sich in aller Ruhe das Runde zu, bis sie – einem Magneten gleich, der Eisenspäne anzieht – drei oder vier Gegenspieler um sich versammelt hatten. Sodann lupfte der Blondgefärbte den Ball zu Ballack, der wiederum den frei stehenden Neuville mit einem Kopfball einsetzte. Wenn Bastürk, vom wendigen Stürmer bedient, danach die Kugel auch noch im Netz versenkt hätte – der Türke hätte vermutlich das Tor des Monats geschossen.

Es war die Arroganz des Siegers, die aus dieser wunderschönen Miniatur des Spiels sprach. 3:0 stand es zu diesem Zeitpunkt, und die Messen dieser Partie waren längst gelesen. Das Verblüffende daran ist, dass es die abgekochten Profis von Deportivo La Coruña waren, die zum Schluss zu reinen Slalomstangen mutierten. Dass die hoch gelobte Mannschaft aus Galizien am Ende regelrecht vorgeführt wurde, hatte indessen einige Gründe.

Der elementarste Unterschied zwischen den beiden Teams war die hohe Spielkunst des Zé. Sein gezwirbelter Freistoß zum befreienden Führungstreffer (64.) dokumentierte endlich auch in Zahlen die ganze Leverkusener Überlegenheit, und sein Eckball zu Ballacks Kopfballtor (79.) ließ alle Kampfeslust beim Gegner versiegen. Dazwischen hatte noch Neuville (67.) getroffen.

Wie überhaupt die Aktionen des Brasilianers zum Spiegel des Spiels gerieten: In der ersten Halbzeit war der Mittelfeldakteur noch häufig in die Mitte gezogen und hatte sich und der Mannschaft nicht selten im Wege gestanden. Seine Aktionen im Anschluss an das Tor, seine brillanten Tricksereien auf der linken Außenbahn indes zwangen dann nicht nur die Zuschauer zu Szenenbeifall, sie bestätigten auch nachträglich alle Bemühungen des Gegners, Zé Roberto für die laufende Saison zu verpflichten. Daran erinnerte sich auch Reiner Calmund. „Jetzt sieht er ja, dass er bei dem richtigen Verein geblieben ist“, meinte der Bayer-Manager froh gelaunt. Der Transfer war an der Ablöse von geschätzten 40 Millionen Mark gescheitert.

Es war jedoch nicht allein die Technik des Brasilianers, die Calmund erfreute, ihm gefiel auch die „kämpferische Laufbereitschaft der ganzen Mannschaft“, erst recht angesichts des zurückliegenden Programms mit drei Spielen in sechs Tagen. Motivationsprobleme gegen den spanischen Vizemeister waren tatsächlich nicht zu erkennen, obwohl „dat nich so kribbelt wie bei den ganz großen Namen wie Barcelona oder Madrid“. „Meine Mannschaft hat fantastisch gespielt“, stimmte auch Trainer Klaus Toppmöller ein in das kollektive Lob, auch er erblickte in Zé den Schlüsselspieler, der genau „das Überzahlspiel, das wir brauchen“, hergestellt habe.

Wie Toppmöller analysierte, hatte La Coruña auf der rechten Abwehrseite „eine Sicherheitsstufe für Zé eingebaut“, als sie mit Scaloni statt Djalminja mit einer eher defensiven Variante daherkamen. Der Gegner hatte diese Aufstellung im letzten Training ausprobiert, wie Toppmöller vom Stadionrestaurant ausspioniert hatte. „Das habe ich der Mannschaft natürlich brühwarm erzählt, das hat die Motivation noch einmal gesteigert.“ Der Übungsleiter wirkte ziemlich zufrieden mit sich und der Fußballwelt. Abgesehen von solcherlei taktischen Winkelzügen hatte sein Team das Bällchen geduldig durch die Reihen laufen lassen. Was er seinen Spielern sonst oft vorwerfe, dass nämlich „jeder den finalen Pass spielen will“, das hatte er an diesem Abend nicht gesehen. Sie hatten schön gewartet – und im entscheidenden Moment „eiskalt zugeschlagen“.

Und dennoch verliert Toppmöller nicht den Blick für die Flüchtigkeit des Fußballgeschäfts, wie sein Hinweis auf die Zukunft verriet. Die Punkte, die man in den drei Ligaspielen vor Weihnachten noch holen könne, „die zählen doppelt“. Im Übrigen, so Toppmöller, hätten seine Spieler mit dem Krisenszenario, das in den Medien nach den beiden Niederlagen in Turin und Bremen heraufbeschworen wurde, ganz gut umgehen können. Auch dass man in der Öffentlichkeit die Serie von 14 ungeschlagenen Spielen hochgejazzt habe, hätte den Klub nicht irritiert. Schließlich, so Toppmöller, waren da „einige Krümelspiele dabei“. Der Sieg gegen La Coruña dagegen war allererste Sahne.

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