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Sehnsucht nach Meer

■ „Patxiku“: Tanz-Theater mit Musik für Kinder vom MOKS

Patxiku ist in den Bergen aufgewachsen. Sieben Nonnen haben ihn aufgezogen. So ist sein Gesichtsfeld geprägt durch die tägliche Arbeit in der Holzwerkstatt. Eines Tages fliegt eine Möwe vorbei. Patxiku packt die große Sehnsucht. Er will das Meer kennen lernen. Zunächst muss er mit dem Zug fahren. Er weiß nicht, wie er sich verhalten soll, und macht das in einer solchen Situation Normalste der Welt: Er ahmt seinen Abteilnachbarn bis in die kleinsten Bewegungen nach. Sehr zu dessen Irritation. Auch am Kiosk und im Hotel kennt Patxiku sich nicht aus. Doch Patxiku lässt sich nicht klein kriegen.

Mit seiner jüngsten Premiere „Patxiku“ bestreitet das Kinder- und Jugendtheater MOKS ästhetisch ungewöhnliche Wege. Das Stück verbindet Tanztheater mit traditioneller baskischer Musik. Für die Idee wie auch die choreographische Umsetzung und Ausstattung zeichnet Wilfried van Poppel verantwortlich. An der heutigen Uraufführung (Regie: Kevin Young) sind nun jedoch insgesamt fünf Personen beteiligt. Choreograph Poppel tanzt gemeinsam mit der Baskin Amaya Lubeigt Orbegozo das Verhältnis zwischen Möwe und Patxiku. Alexander Hauer spielt den Erzähler und wechselnde Rollen. Mit einer Mischung aus Ernst und Witz erzählen und tanzen die drei die Geschichte des tragikomischen Clowns Patxiku. Auffällig ist die musikalische Begleitung. Die Brüder Felipe und Imanol Ugarte spielen die Txalaparta, ein archaisches Instrument aus Holzblättern mit vier Klöppeln.

Patxiku ist anspruchsvolles Kindertheater. Es ist viel subtiler als Harry Potter oder das Sams. Doch die Kinder verfolgen das etwa einstündige Geschehen aufmerksam, versuchen, den Wandel von Tänzerin Amaya von der Möwe über eine Landarbeiterin und ein Stadtmädchen zurück zur Möwe nachzuvollziehen. Die Knappheit der Bühnenausstattung verlangt hohe Abstraktionsleistungen. Zwischendurch verlieren viele der Kleinen den roten Faden. Ohne gelegentliche Elternerklärung erschließen sich daher nicht alle Szenen von selbst. Doch das Ende ist unmissverständlich: Patxiku hat das Meer erreicht. Er sitzt am Ufer, die Möwe lehnt an seiner Schulter. Beide gucken verträumt aufs Meer. Und während die Bühne lagsam dunkel wird, wissen die Kinder: „Die Sonne geht unter.“

Die Altersempfehlung – ab sechs Jahre – ist ambitioniert wie das gesamte Projekt. Auf jedem Fall sehenswert. Thomas Gebel Premiere heute 16 Uhr. Aufführungen am 14., 15., 16.12., Schulaufführungen ab 10.12. um 10.30 Uhr.

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