: Nur Helden der Arbeit
Malochen muss sein: Jürgen Kiontke will keine Müßiggänger kennen und preist stattdessen die „Working Class Heroes“
Natürlich: „A working class hero is something to be.“ Also ran an die Arbeit. Die müßig in den Schoß gelegten Hände sind der Spielplatz des Teufels und damit aller Laster Anfang. Kann ja nicht von ungefähr kommen, dass sich die Schmähschrift von Paul Lafargue nie im allgemeinen Bewusstsein festsetzte: „Das Recht auf Faulheit“ forderte Karl Marxens Schwiegersohn in seinem 1883 erstmals veröffentlichten Büchlein. Verheißungsvolles Gegenmodell zum von der Sozialdemokratie propagierten „Recht auf Arbeit“. Aber letztlich behält die SPD halt immer Recht. Mensch will, muss, soll: arbeiten. Diesem Fetischismus ist Jürgen Kiontke auf der Spur. Mit reichlich Arbeitsproben aus eigener Ansicht kann er dabei aufwarten. Er war Kulissenschieber, Kellner, Stromzählerableser. Die ganze Mc-Jobs-Litanei eben als Feldforschung für ein Buch mit dem Arbeitstitel „Working Class Heroes“. Aber, so Kiontke: „Ich werde vor lauter Arbeit nicht fertig.“ Aktuell ist der Jungle-World-Mitgründer Kiontke Chefredakteur des DGB-Magazins Soli aktuell und pflegt eine Art postmoderne Arbeitsliteratur. Angespitzt zum Comic-Stil. Im Kaffee Burger liest er heute Texte zum deutschen Arbeitsfuror. Danach arbeitet DJ Pure Pathos.
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