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Podewitze im Schlachthof

■ Die Podewitz präsentieren: „Nacht der hinkenden Vergleiche“

Alteingesessene erinnern sich vielleicht an die famosen Glossen des gebürtigen Bremerhaveners Willi Podewitz in der Schlachthofzeitung „Zett“, die für manche der Hauptgrund waren, das Blatt zu lesen. „Das war eine kleine Grundschule für mich, eine schöne Zeit“, erzählt Willi Podewitz. Aufmerksame taz-Leser werden sich auch noch an Podewitze in der taz bremen erinnern, wo Willi ab 1993 als freier Mitarbeiter schrieb (eine Rechnung ist wohl immer noch offen...).

„Irgendwann hab ich eine Bühnenshow mit meinem Bruder Peter gemacht. Wir traten einmal im Jahr auf, haben ein neues Programm gemacht und sind damit im nächsten Jahr wieder aufgetreten. Schließlich kam eine Agentur, die meinte, wir könnten auch öfter spielen.“ So arbeiteten die Podewitz-Brüder bei ffn, Extra 3, Radio Bremen und Sissy Perlinger und reisten eine Saison mit dem Circus Flic Flac (1999). 2000 bekamen sie für ihr Programm „Die Nacht der hinkenden Vergleiche“ den Kabarettpreis des SWR in Gold, 2001 als vorläufige Krönung der Karriere den Deutschen Kabarettpreis.

Zur Zeit arbeitet Willi Podewitz als Comedy-Redakteur bei einem hessischen Privatsender. „Sich jeden Tag was einfallen zu lassen, das gleich zu produzieren und zu senden, das war neu, davon hab ich mir auch versprochen, etwas zu lernen. Man schuftet natürlich unter der Knute des Formats, wie bei jedem anderen Sender. Und natürlich haben die hier auch inhaltlich ihre Schmerzgrenze, wo ich oft staunen musste, wie schnell die erreicht ist. Andererseits ist Kabarett unter der Zensur immer besonders gut gediehen, weil die Kabarettisten sich Wege ausdenken mussten, einer Sache auszuweichen und sie anders auszudrücken. Das ist auch eine Herausforderung.“

Kann sich einer, der sich den ganzen Tag Witze ausdenkt, vorstellen, das in zehn Jahren noch zu machen? „Auf keinen Fall! Ich glaub, es macht einen auf Dauer dumm, in so einer Tretmühle zu sein. Es gibt Sachen, von denen ich früher gesagt habe: 'Das würde ich niemals tun! Niemals!' Wenn du einen Job wie diesen machst, musst du eine Menge von den 'Niemals würde ich das tun'-Sachen machen. Solange es noch weh tut kann man das machen. Wenn es das nicht mehr tut, muss man aufhören.“ Mit der preisgekrönten, unzensierten „Nacht der hinkenden Vergleiche“ sind Podewitz nun endlich wieder in Bremen zu sehen.

Andreas Schnell

Freitag ab 20 Uhr in der Kesselhalle im Schlachthof, Bremen.

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