: Euro-Kits doch nicht als Sammlerstücke geeignet
Reißen Sie Ihre Startersäckchen auf! Sonst werden die Münzen schwarz. Fälschungen auf Grund der Folienvielfalt nicht erkennbar
BERLIN taz ■ Bedrückende Nachricht für Sammler: Selbst eine perfekte Euro-Starter-Kit-Kollektion macht als Wertanlage keinen Sinn. Denn die Säckchen, in denen die ersten Euromünzen millionenfach ausgegeben wurden, machen die Münzen kaputt. Das billige Tütenmaterial enthalte PVC-Weichmacher, sagt Lars Finster, Münzsammler und Bankangestellter. „Über kurz oder lang kommt es zu chemischen Reaktionen und die Münzen werden schwarz und somit wertlos.“
Seit sich diese Erkenntnis unter Sammlern herumgesprochen hat, ist auch die vorweihnachtliche Eurosack-Euphorie vorbei. Die Gier nach Münzsäckchen aus ganz Europa hat ein Ende. In Internet-Auktionshäusern wie Ebay oder Ricardo gehen sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Starter-Kits drastisch zurück. Was bleibt, ist Enttäuschung. „Es gibt nur noch ein paar ganz Kranke, die alles haben wollen“, sagt Lars Finster.
Vor wenigen Tagen noch widerstanden Sammlerhirne in ganz Europa der Versuchung, die Eurosäckchen sofort aufzureißen. Versuchten, Starter-Kits aus anderen Euroländer zu besorgen, oft übers Internet und zu schmerzhaft überhöhten Preisen. Und selbstverständlich je einen Sack aus den fünf deutschen Prägeanstalten. „Das war Geldmacherei und Schwachsinn“, sagt Finster. Zwar habe auch er eine kleine Sammlung angelegt: die fünf deutschen Säckchen und ein östereichisches Starter-Kit. Doch damit wolle er nur seinen Kindern später sagen: Da gab’s mal diese Säckchen. Bis zu 500 Euro für ein seltenes Kit aus Monaco hätte er allerdings nie auf den Tisch gelegt.
Und auch für Raritätensäckchen aus Deutschland – in denen ein Cent fehlt oder zwei Cent zu viel sind – hätte Finster nach eigenen Worten keine überhöhten Preise gezahlt. Denn mit einer Wertsteigerung sei schon deshalb nicht zu rechnen, weil man ein original verpacktes Tütchen fast unmöglich von einem nachträglich verschweißten unterscheiden könne. So seien ihm allein schon 17 verschiedene Schweißnähte an Eurosäckchen bekannt.
Grund dieser Vielfalt: In Deutschland hatten die Banken das Recht, selbst Starter-Kits abzufüllen. „Wenn vor allem bei kleinen Banken die gelieferten Tütchen knapp wurden, musste oft der Azubi in aller Eile neue Kits abfüllen und verschweißen“, sagt Finster. Da habe es schon mal vorkommen können, dass man einen Cent zu viel hineinpackt. STEFAN WEILGUNY
Münzforum: www.muenzen.net
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