vorlauf kunst: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Wenn die Geschäfte nicht mehr laufen, kommt die Kunst. Ich kann mich noch gut erinnern, wie in dieser Vitrine im U-Bahnhof Kurfürstendamm der Linie 9 die denkbar abenteuerlichsten Stilettos ausgestellt waren. Dazu genähte Männerschuhe, so seriös, wie die Highheels frivol waren: eine seltsame, unmodische Mischung, wobei die Damen von Straße, denen man Pumps zuschreiben wollte, gemeinsam mit gediegenen Managern im gleichen Laden eingekauft hätten. Jetzt ist in der Vitrine die „Installation U 9“ von Kathrin Schiffbauer zu sehen – und wirklich wahr, es macht nun genauso viel Spaß, die Vitrine zu sehen, wie zuvor. Mit Spiegeln, Glas und einer gezeichneten Kulisse hat die Künstlerin die Bahnhofsarchitektur in ein ansehliches Vexierspiel überführt, das die Wartezeit angenehm zu vertreiben hilft. Mehr darf Kunst hier nicht wollen. Auch die UdK-Studentinnen Anne Randel, Lisa Vollmer, Andrea Gubisch, Eva Jepsen-Föge und Annette Maas sowie Seminarleiterin Bettina Allamoda haben den Ort zum Ausgangspunkt ihrer Installation gemacht, die in der Galerie Weißer Elefant in der Auguststra-ße 21 zu sehen ist. Das Haus des Lehrers samt Kongresshalle am Alexanderplatz ist der Ort, den die Gruppe einer intensiven Recherche zur Funktion seiner Architektur unterzog: Der Ordnung der Bestuhlung wurde nachgeforscht, die Geschichte des Hauses im Fotoroman rekonstruiert oder der so genannte VIP-Raum besichtigt, die Garderobe 303, in die sich die Funktionäre zurückzogen, worüber auch die Angestellten befragt wurden. „Bilderbucharchitekturen“ als Text-, Bild- und Materialdokumentation und raumgreifende Skulptur.
Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert
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