CNN ist „frech, übel, fruchtlos, nutzlos“

In Nigeria demonstrieren Opfer der Militärdiktatur gegen CNN-Bericht über Sehnsucht nach Militärherrschaft

BERLIN taz ■ Tausende von Menschen haben in den vergangenen Tagen in Nigeria gegen den US-Fernsehsender CNN demonstriert. Grund war ein Bericht vom 5. Februar, in dem CNN in Folge der Explosionskatastrophe und der ethnischen Unruhen der größten Stadt Lagos eine zunehmende Nostalgie unter Nigerianern für die Zeiten der Militärdiktatur zu verspüren meinte.

Besonders groß war die Empörung darüber in den Ölfeldern des Niger-Flussdeltas, deren Bewohner unter der 1999 beendeten Militärherrschaft besonders benachteiligt waren. In der Ölstadt Port Harcourt versammelte sich ein Massenaufmarsch vor dem Sitz der Provinzregierung und verlangte von CNN eine Entschuldigung. Ene Dateme, Sprecher des Provinzgouverneurs, nannte in seinem Redebeitrag den CNN-Bericht „frech, übel, fruchtlos und nutzlos“ und sagte, Nigeria sei bereit, sich gegen neue militärische Machtübernahmeversuche zu verteidigen. Kpobari Grami, Präsident der „National Union of Ogoni Students“, rief CNN dazu auf, lieber Ussama Bin Laden zu suchen als die Interessen von Putschisten zu vertreten.

Im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau verlangte die Regierung sogar die Schließung des CNN-Büros in Nigeria. Ein ehemaliger Provinzminister, Bot Mang, sagte auf einer Protestkundgebung in der Provinzhauptstadt Jos: „CNN hat seit der Rückkehr der Demokratie nicht einen einzigen positiven Bericht über Nigeria gebracht. Ironischerweise war es die Rückkehr der Demokratie, die es CNN ermöglichte, in Lagos ein Büro zu öffnen.“ Adams Oshiomhole, Präsident von Nigerias Gewerkschaftsdachverband NLC, wetterte auf einer Pressekonferenz in Nigerias Hauptstadt Abuja gegen das Militär und nannte CNN „kriminell“. Er kündigte einen Generalstreik an, sollte jemand dem CNN-Bericht Folge leisten und putschen.

Im Zuge der CNN-Debatte erlaubte sich die regierungsnahe Tageszeitung Daily Trust in Abuja am Montag eine Tirade gegen die internationalen Medien insgesamt. Diese hätten zu viel über den letzten Generalstreik des NLC Mitte Januar gegen die Erhöhung der Benzinpreise berichtet – anders als Staatsmedien wie „Radio Nigeria“, die den Streik verschwiegen hatten. Das Blatt schimpfte: „Wir glauben nicht, dass die Nigerianer von Radio Nigeria erwarteten, Werbung für eine Aktion zu machen, die die Stabilität der Nation bedrohte.“ Während des Streiks war NLC-Chef Oshiomhole mehrmals festgenommen worden. D.J.