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augen auf beim depri-kauf von SUSANNE FISCHER

Der normale Norddeutsche bekommt seinen Hänger im Oktober oder spätestens im November, wenn das bisschen grün gefärbte Sommerimitat, mit dem man das zwischen Flensburg und Kassel gelegene Feuchtgebiet saisonal tapeziert, endgültig abgebraucht ist. Da entdeckt der Plattländer den Südländer in sich und weint, weint, weint, weil ihn und seine Sommerseele Grauwolkiges in den Boden rollt. Das ist normal. Auch Sommerdepressionen halte ich für nachvollziehbar, denn wer Hitze und Licht nicht verträgt, ist im Juli sogar in Hamburg fehl am Platze.

Wozu aber soll eine Februar-Depression gut sein? Sie macht nicht einmal interessant, weil die anderen sie zwischen all den Eisblumen und dem Nebel sowieso nicht erkennen. Wahrscheinlich war es ein Sonderangebot, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, so lange hole ich sie schon jährlich aus dem Schrank. Sie ist braun und zottig, und ich greife wie hypnotisiert nach ihr – genau zu diesem Zeitpunkt, wo man bemerkt, dass es niemals aufhört mit Sturm und Regen oder Eiskratzen und Bibbern oder allem durcheinander, was noch anstrengender wird. Weihnachten ist schön, Silvester noch besser, danach schwebt man noch eine Weile in der Luft wie eine Zeichentrickfigur, die noch nicht bemerkt hat, dass sie in einen Abgrund fällt. Und dann pautz. Da ist sie wieder.

Es liegt nicht an den endlosen Infekten, dem Geröchel, Gegurgel, Geschniefe und Geschleime, obwohl einen das vor den Fernseher fesselt, in dem die ganze Zeit nur Biathlon läuft. Da sieht man Leute, die auf Schiern schießen, und gleichzeitig wird eingeblendet, wie kleine schwarze Scheiben weiß werden. Warum blenden sie nicht ein, wie niedliche Kaninchen umfallen? Warum zeigen sie nicht Schifahrer, die zwischendurch Eierlaufen veranstalten? Schwimmer, die alle fünfzig Meter aus dem Becken steigen und mit Orangen jonglieren? Weil Februar ist. Im Februar muss es Biathlon sein. Dazu erzählt Gerd Rubenbauer, wie alle in Wahrheit befreundet sind, gemeinsam trainieren und nur beim Schießen böse tun. Ich habe es immer gewusst. Alle sind befreundet außer mir. Ich sitze vor dem Fernseher, huste und gucke Biathlon. Aber daran liegt es auch nicht, es ist einfach Februar.

Vor dem Fenster blüht dabei ein gelber Krokus und will mir Mut machen. Drumherum allerdings wächst sehr viel Unkraut. Ich weiß nicht, was es will, aber es macht mir keinen Mut. Dieses graue Wetter ist ätzend, und bei Sonnenschein sehe ich, wie dreckig die Fenster sind. Die Kälte trinkt genießerisch in großen Zügen unseren Heizöltank leer. Temperaturen um zehn Grad im Februar bedeuten dagegen, dass wir den Sommer vor Insektenwolken gar nicht werden erkennen können. Falls er je kommt, was im Februar grundsätzlich bezweifelt werden muss.

Letzte Nacht träumte mir von einem Biathlon rund um unser Haus. Vierundsiebzig Schifahrer waren wie verrückt miteinander befreundet und hielten alle Augenblicke an, um das Unkraut zu erschießen. Da war ich drei Sekunden lang glücklich und musste sofort in die Strafrunde.

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