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utah und andereDas Buch Mormon

Drei anz

Die sehen aus! Die sehen vielleicht aus! Beim koreanischen Eisschnelläufer vorgestern musste ich an die RTL-2-Bekloppten-Zeichentrickserie „Dragonball Z“ denken, so biff-bang-pow-quietschegelb kam sein zackengeschmückter Anzug daher. Todschick. Hat aber nicht wirklich viel genutzt, denn Derek Parra, der „kleine Amerikaner“, lief sich dann doch um Kopf und Kragen mit einem neuen Weltrekord. Wobei bei diesen hässlichen Ganzkörperglanzanzügen (ein Wort mit drei anz!) weder vom Kopf noch vom Kragen viel zu sehen ist. Und gerne würde ich auch noch wissen, womit und wie sich die Schnellläufer eigentlich die Beine rasieren: Wird mit der stinkenden Pilca-Creme enthaart? Mit Heißwachshonig bestrichen und ausgerupft? Mit Gillette Women plus Aloevera geschnitten? Oder wird brutal mit Epilady epiliert? Ich tippe auf Epilady. Das tut am meisten weh. Darauf stehen sie ja, die Sportsfreunde.

Meine andere Leidenschaft bei den Winterolympia-Übetragungen ist, außer den ewiggleichen „Eismeister-Portraits“ natürlich, das Mod-Spiel. Also das, bei dem diese teekesselförmigen Säcke in Richtung dieses Mod-Zeichens glitschen müssen, und bei dem sich die SpielerInnen laut anraunzen: Ja!! Jaaaaa! Putz!! Puuuutz! PUUUUUUTZZZZ!!! Vielleicht rufen sie auch etwas anders. Aber putz wäre natürlich angebracht.

Hach, schön muss das jetzt da unten am Salzsee sein! Wenn die Spiele vorbei sind und die in Nationalfarben angepinselten Fans abgerauscht, kann man auch endlich wieder Mormonenforschung betreiben. Was die wohl während dieses Spektakels tun? Ob die Nephiten, Ischmaiten oder wie sie heißen, eigene Wettgemeinschaften bilden? Ob der Patriarch, falls er sich den kleinen Sündenausrutscher erlaubt, von all seinen Ehefrauen Schnittchen serviert bekommt? Ob vor Aufregung der eine oder andere Seherstein fliegt? Donald Rumsfeld jedenfalls, der Verteidigungsminister aller anständigen Mormonen und anderer US-Amerikaner, saß beim Eisschnelllauf glücklich in der ersten Reihe. Und buhte die Schurkenstaaten quasi aus dem Rennen. JENNI ZYLKA

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