: Alba bleibt im Rennen
Doch die Zeit des Respekts ist vorbei. Erst in der Verlängerung gelingt Alba gegen Bamberg ein glücklicher Sieg
Es war gerade noch einmal gut gegangen für den deutschen Meister. Alba Berlin hatte gegen TSK uniVersa Bamberg mit 95:88 nach Verlängerung gewonnen und will weiter um Platz eins in der Tabelle der basketball-Bundesliga kämpfen. Doch ein Meisterstück war es nicht gerade, was die Berliner den 4.771 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle boten. Immerhin war es der nunmehr fünfte Sieg in Folge für Alba, doch vom Aufwärtstrend, den man nach zwei klaren Siegen über Braunschweig in Pokal und Meisterschaft noch zu erkennen glaubte, war beinahe nichts mehr zu spüren.
Nach dem Spiel merkte Gästetrainer Dirk Bauermann an, dass die Zeiten vorbei seien, in denen man sich nach einer knappen Niederlage gegen Alba zufrieden gezeigt habe. Die Enttäuschung über die Niederlage beim Meister sei bei ihm ebenso groß wie die über eine Schlappe gegen den Tabellenletzten. Er sprach von einem „Mentalitätswechsel“, der in der Bundesliga stattgefunden habe. Auch viele andere Mannschaften würden gegen die ehedem übermächtig erscheinenden Berliner nicht mehr nur gut aussehen, sondern auch gewinnen wollen. Vielleicht ist es ebendieser Mentalitätswechsel, mit dem der Seriensieger von einst noch nicht zurechtkommt.
Natürlich kann dies nicht der einzige Grund für die wieder einmal nicht berauschende Leistung von Alba sein. In der krankheitsbedingten Absage von Dejan Koturovic dürfte eine weitere Ursache liegen. So rückte Center George Zidek nach viermonatiger Verletzungspause ins Team, obwohl der Arzt eigentlich noch gar kein grünes Licht für einen Einsatz gegeben hatte. Er machte seine Sache so gut er konnte. In der knappen Viertelstunde, die er auf dem Feld stand, brachte er es auf vier Punkte und holte keinen einzigen Rebound. Er braucht wohl noch ein paar Spiele, bis er wieder eine Verstärkung für die Mannschaft sein kann.
In der Leistung Zideks manifestierte sich einmal mehr die große Schwäche von Alba in dieser Saison. Unter den Körben gelingt einfach zu wenig. Alba-Coach Emir Mutapcic zeigte sich nach dem Spiel ratlos: „Ich weiß auch nicht, was da los ist. Unter dem Korb sind wir nur bei Fast-Break-Situationen erfolgreich.“ Ganz so schlimm war es zwar nicht, dennoch waren die Defizite offensichtlich. Von jenseits der Drei-Punkte-Linie warfen die Berliner beinahe ebenso oft auf den Bamberger Korb wie aus der Nahdistanz. Immerhin fanden zehn der Distanzwürfe ihr Ziel, was am Ende wohl spielentscheidend gewesen sein dürfte.
Dass es nach der klaren 47:35-Halbzeitführung für Alba noch einmal knapp wurde, lag hauptsächlich am mittlerweile 38-Jährigen Derick Taylor. In der zweiten Hälfte zeigte der Bamberger Oldie, dass er immer noch einer der besten Playmaker der Liga ist. 26 seiner 28 Punkte erzielte er nach der Pause. Es hat wieder einmal Spaß gemacht, dem eleganten Vollblutbasketballer zuzusehen. Überhaupt wurde den Zuschauern ein ansehnliches Spiel geboten. Dass Alba die Verlängerung mit 16:9 letztlich doch relativ eindeutig für sich entscheiden konnte, lag wohl an der größeren Ausgeglichenheit des Kaders. Denn Derick Taylor allein kann ein Spiel eben auch nicht entscheiden, und nachdem Geert Kullamae nach seinem fünften Foul das Spielfeld verlassen musste, fehlte dem Bamberger Spiel etwas die Ordnung. Die Berliner waren in der Verlängerung hellwach und traten äußerst kämpferisch auf, so als hätten sie verstanden, wie man auf den von Bauermann angesprochenen Mentalitätswechsel in der Liga zu reagieren hat.
ANDREAS RÜTTENAUER
Berlin : Bamberg 95:88 n. V. Alba: Pesic 20, Alexis 15, Phelps 13, Öztürk 12, Lütcke 11, Demirel 9, Rödl 6, Garris 5, Zidek 4; Bamberg: Taylor 28, Ensminger 20, Williams 14, Kullamae 12, Arigbabu 7, Rohdewald 5, Hamann 2
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