: „Liebe taz...“ Von wegen Service-Wüste
Betr.: „Ende der tariffreien Zone“, taz bremen vom 4. Februar
Wenn Schicht-, Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit von vorne herein als ein Zustand drittklassiger Arbeitsbedingungen gewertet wird, erkennt man doch gleich, dass der Artikel nur aus der Service-Wüste Deutschland stammen kann.
Die Möglichkeiten flexibler und variabler Arbeitszeiten, die vielen Job suchenden Menschen entgegen kommen, werden vorsichthalber erst gar nicht erwähnt. Ebenso wenig finden Lehrstellen Erwähnung, noch die Angebote innerbetrieblicher Weiterbildung und schon gar nicht die durchaus vielseitigen und interessanten Karrieremöglichkeiten.
Noch nicht einmal der eingrenzende Hinweis auf „schwarze Schafe“ – die es bei uns wie überall gibt – versucht das Thema zu versachlichen. Vielmehr wird in Bausch und Bogen eine ganze Branche in eine zwielichtige Ecke gestellt.
Da wird suggeriert, dass alle Call Center „tarif und betriebratsfreie Zonen“ sind. Die meisten Call Center unseres Fachverbandes verfügen selbstverständlich über eine Mitarbeitervertretung. Es werden dabei sicherlich Ansätze für eine weitere Verbesserung der Arbeitsbedingungen herauskommen. Generell braucht sich die Call Center Branche jedoch für die vorherrschenden Standards nicht zu schämen. Schließlich nimmt auch dieser Wirtschaftszweig am freien Wettbewerb des Arbeitsmarktes teil, und konnte sich in den vergangenen Jahren mit seinen sozialen Bedingungen und Leistungen erfolgreich behaupten. Der Steuerzahler mag sich seine eigenen Meinung bilden.
Michael Schnepel,
Call Center City Bremen e.V.
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