piwik no script img

Die süßen Lieder der Vergeblichkeit

Der Wünsche müde, an Träumen leer: Nadja Dehn interpretiert die Chicago Poems des amerikanischen Dichters Carl Sandburg

„Acoustic Monday“: Nadja Dehn & Band mit den Chicago Poems von Carl Sandburg heute um 21 Uhr im b-flat, Rosenthaler Straße 13

Vorsicht Frohsinn: „A soul came to me / Out of the look on a face. / Eyes like a lake / Where a storm-wind roams / Caught me from under / The rim of a hat. / I thought of a midsea wreck / and bruised fingers clinging / to a broken state-room door.“ Wie kann man sich einen solchen Text als Lied vorstellen? Henry-Rollins-mäßig mit Rumschreien und knüppelnden Hardcore-Gitarren? Leidend Nick Cave-artig zu elegischer Pianobegleitung genölt? Oder Blumfeldesque im Jochen Distelmeyer-Rap? Aber nun mal schön der Reihe nach. Also erstens stammen obige Zeilen von Carl Sandburg, nebenbei bemerkt ein Name, der schon an sich total geeignet ist, um die allgemeine Vergänglich- und Vergeblichkeit allen Lebens zu versinnbildlichen. Dahinter aber verbirgt sich ein ausgesprochen heiterer Herr, der seinen auch ansonsten vor Lebensfreude nachgerade hüpfenden Gedichten Titel wie „Lost“, „Cripple“ oder „The Right to Grief“ verpasste und damit unter anderem den Pulitzer-Preis abstaubte. Zweitens veröffentlichte Mister Sandburg nach einer kurzen Hobo-Karriere 1916 den Gedichtezyklus der Chicago Poems. Ebendiese werden heute abend im b-flat von der Sängerin Nadja Dehn vorgetragen. Und die wiederum kommt nicht alleine, sondern bringt mit dem Gitarristen Gregor Zimball, Thomas Koch am Bass und Percussionistin Elke Horner ihre Band mit, die die Sandburg’sche Lyrik in zeitgenössischen Jazz eingewandet. Thematisch hält sich poetische Vorgabe an die fröhlichen Leitlinien von Einsamkeit, Enttäuschung, Verzweiflung, Verlust, Arbeit und Armut. Man darf also gespannt sein, wie die Musik zu Zeilen wie „tired of wishes, empty of dreams“ sich anhören wird. ARW

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen