unterm strich
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Elfriede Jelinek kann ihre Wohnung vermutlich mit Preisurkunden tapezieren. Bald kommt eine weitere hinzu: Die österreichische Autorin erhält den mit 16.000 € dotierten Berliner Theaterpreis 2002 der Stiftung Preußische Seehandlung. Die Jury begründete am Dienstag in Berlin ihre Wahl: Jelinek sei „als zornige Wortkünstlerin und melancholische Theatermacherin eine Zeitgenossin und Künstlerin wie kein zweiter Theaterautor in diesen Tagen“. Ihre Stücke seien Kunstwerk und politischer Standpunkt zugleich.

Vielleicht entschädigt sie das Preisgeld für dieses floskelhafte Lob. Seit dreiundzwanzig Jahren schreibt die Autorin für das Theater und gehört zu den am meisten beachteten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Der Theaterpreis soll ihr am 9. Mai im Rahmen des Theatertreffens deutschsprachiger Bühnen von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit verliehen werden. Die nächste Chance auf weitere Auszeichnungen hat Jelinek bei den Mülheimer Theatertagen. Dort ist die Zürcher Inszenierung ihres Stücks „Macht nichts“ für den Dramatikerwettbewerb ausgesucht worden.

Preise werden auch jenseits des Atlantiks verliehen: Am Montag wurde der Schriftsteller Richard Paul Rosso für seinen Roman „Empire Falls“ mit dem Pulitzer-Preis für Prosaliteratur ausgezeichnet.

Der Pulitzer-Preis wird seit 1917 jährlich in verschiedenen journalistischen und literarischen Kategorien sowie für Musik vergeben. Der Preis darf mit Ausnahme des Geschichtspreises nur an Amerikaner verliehen werden.

In der Kategorie „Drama“ erhielt dieses Jahr erstmals eine Afroamerikanerin den Preis: Suzan-Lori Parks wurde für ihr Stück „Topdogs/Underdogs“ geehrt. Premiere hatte das Stück im Juli 2001 in einer Off-Bühne in Manhattan und war am Sonntag erstmals am New Yorker Broadway zu sehen.

Andere Preisträger sind Diane McWhorters für ihr Sachbuch über den Rassenkampf in ihrer Heimatstadt Birmingham (USA) sowie der Literaturprofessor Carl Dennis mit seinem Gedichtband „Practical Gods“ und Louis Menand in der Kategorie Geschichte mit seinem Buch „The Metaphysical Club“ über vier Philosophen des 19. Jahrhunderts.

David McCullough erhält bereits zum zweiten Mal die Auszeichnung für die beste Biografie des Jahres. 1993 war er mit seinem Buch über Harry S. Truman erfolgreich, jetzt wird seine Biografie über einen der ersten US-Präsidenten, John Adams, geehrt. Über 1,5 Millionen Exemplare des 700-seitigen Historienwälzers wurden bereits verkauft.