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„Zu stark gewürzt...“

■ Mozart und Lachenmann in einem Konzert des Amati-Quartetts

Keine Theorie ohne musikalische Anschauung: Zwei Top-Konzerte zierten das Symposion über Musikfilme im Fernsehen in der Galerie Katrin Rabus. Das Amati-Quartett hat sich seinen hervorragenden, häufig preisgekrönten Ruf nicht unbedingt in zeitgenössischer Musik erworben, was die MusikerInnen aber heute zunehmend erarbeiten. So war es umso spannender, wie Willi Zimmermann und Katarzyna Nawrotek (Violinen) , Nicolas Corti (Viola) und Claudius Hermann (Cello) sich einem ganz großen Werk der neueren Streichquartette näherten: „Gran Torso“ von Helmut Lachenmann, 1971 von Hans Otte für die „Pro Musica Nova“ als Auftrag vergeben. Sie kosteten beeindruckend die Dramatik der Stille aus, die unter die Haut gehende Intensität der Geräusche, die subtilen Metamorphosen der einzelnen Gesten, das von Lachenmann intendierte „Scheitern“ des Klanges.

In vielen Konzerten hat man schon erleben müssen, dass die Kombination mit klassischer Musik nahezu unmöglich ist. Zu groß sind die Probleme mit der Intonation, der völlig anderen Kommunikation, der völlig anderen Phrasierungen. Da ist dem Amati-Quartett ein ganz großes Lob auszusprechen, denn Wolfgang Amadeus Mozarts „Dissonanzen-Quartett“ markierte damals neue Musik schlechthin: „Zu stark gewürzt“ war in der zeitgenössischen Kritik zu lesen. Die scharfen Dissonanzen des Eröffnungssatzes lassen den Zuhörer taktelang im Unklaren darüber, in welcher Zeit er sich befindet. Das war eine brillante, packende und stilistisch überzeugende Wiedergabe. usl

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