: Schuld am schiefen PISA
■ Auch Berlin ist ausgeschieden. Testzeitpunkt war wohl „ungünstig“
Wie Schulsenator Rudolf Lange (FDP) Hamburgs Teilnahme an der nationalen Ergänzungsstudie zu PISA abgesagt hatte, das kam der GAL-Bürgerschaftsabgeordneten und schulpolitische Sprecherin Christa Goetsch doch etwas plötzlich vor. Begründet hatte der Senator diesen Schritt Anfang April damit, dass in Hamburg zu wenig der Befragten Antworten gegeben hätten und die Hansestadt deshalb nicht die von den Wissenschaftlern geforderte Rücklaufquote von mindestens 80 Prozent erreicht hat.
Für Christa Goetsch war dabei noch vieles offen, und sie hat deshalb eine kleine Anfrage zu dem Thema gestellt. Dabei bekam sie nun auch eine Antwort auf die Frage, warum nicht viel früher aufgefallen ist, dass es aus Hamburg zu wenig Antworten gibt: Nach Auskunft des Senats habe das PISA-Konsortium und das in Hamburg mit der Auswertung betraute IDEA Data Processing Center die „festgestellten geringen Beteiligungsquoten auf Schülerebene den Ländern nicht mitgeteilt, da auch ein Unterschreiten der Quoten nicht automatisch zu einem Ausschluss von der Berichterstattung führen musste“. Darüber konnte erst im März entschieden werden, nachdem nämlich alle Daten vollständig aufgearbeitet waren.
Hamburg ist darin nicht allein: Auch Berlin, so räumte der Senat ein, weist eine zu geringe Beteiligung auf und muss deshalb nacherheben. Dabei war auch die Stichprobe in Berlin kleiner: Denn in Hamburg haben insgesamt 112 Schulen teilgenommen, in Berlin nur 101.
Die Gründe für die hanseatische Testmuffeligkeit sieht der Senat in den „kritischen Stellungnahmen einiger Institutionen oder Verbände“ – gemeint ist neben der GEW wohl der Personalrat Gesamtschulen und eine Elterninitiative –, wohl aber auch in dem „ungünstigen Testzeitpunkt“. Klassenreisen, Vergleichsarbeiten und Prüfungen waren vielen Schülern wohl wichtiger als PISA. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig, es war in jedem Fall die Einverständniserklärung der Eltern erforderlich. Und genaus die fehlte in vielen Fällen.
Nun soll nacherhoben werden, möglicherweise verpflichtend. Und die Schulen, die sich ausreichend an PISA beteiligt haben, sollen im Sommer oder Herbst ihre individuellen Ergebnisse erfahren. san
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen