: taz rettet FAZ: Ein Abo ist schon da!
FAZ, Bild, Süddeutsche Zeitung und Welt wollen sich nicht retten lassen. Sie unterbinden die große taz-Rettungsaktion trotz allgemeiner Verlagskrise. Immerhin: Einen Abonnenten kann die taz der FAZ vermitteln. Die taz sieht das als Vertrauensbeweis
Die große taz-Rettungskampagne für die Konkurrenz hat nur mäßigen Erfolg: Nur einen Abonnenten wird die taz (Stand: 17. 5.) vermitteln können. Und zwar an die FAZ. „Das tut uns Leid“, entschuldigt sich taz-Kommunikationsleiterin Stefanie Urbach bei FAZ, Welt, Süddeutscher Zeitung, Financial Times Deutschland, „das reicht natürlich noch lange nicht, um ihre derzeitige Krise wegen der Anzeigeneinbrüche und Erlösrückgänge zu lindern.“ Zugleich sei dies natürlich auch Ausdruck des Vertrauens der Leser und Leserinnen in die taz: „Offensichtlich wissen die Menschen, was sie an der taz haben. Ein großes Lob und Dankeschön!“
Die taz hatte am vergangenen Samstag mit halbseitigen Anzeigen für die Konkurrenz geworben – „weil es der so schlecht geht“ (Urbach). Einerseits. „Und weil wir darauf aufmerksam machen wollten, in welcher Krise die ganze Presselandschaft steckt – also auch die taz.“ Die große taz-Rettungskampagne für andere Zeitungen ist natürlich nicht nur altruistisch: Deshalb hat die taz gleichzeitig die „Aktion 100.000 Abos für die taz“ initiiert.
Und anscheinend wollen weder FAZ und Bild noch Die Welt und die Süddeutsche Zeitung gerettet werden. Alle vier Zeitungen haben der taz nahe gelegt, die Anzeigen nicht mehr zu veröffentlichen. Die FAZ per Unterlassungsverfügung, die Süddeutsche Zeitung per Abmahnung. Und der Springer-Verlag immerhin in einem freundlichen, aber bestimmten Telefonat.
„Auch wenn unsere Mandantin diese Anzeigen durchaus als ihren humorvollen Beitrag zur Werbelandschaft versteht, ist davon auszugehen, dass sich dieser Charakter nicht jedem taz-Leser erschließt. […] Rechtlich gesehen verletzt diese Form der Abo-Werbung für die tageszeitung jedenfalls nicht nur die Marken- und Titelrechte unserer Mandantin an der Bezeichnung „Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland“ und „F.A.Z.“, sondern ist darüber hinaus als herabsetzende und irreführende Werbung wettbewerbswidrig“, schreiben die Anwälte der F.A.Z. Und die Süddeutsche Zeitung meint: „Mit dieser Anzeige spiegeln Sie vor, Abonnements für unsere Mandantin werben zu können. Zugleich veröffentlichen Sie das Titellogo und einen claim unserer Mandantin. Ihre Anzeige ist wettbewerbswidrig. Bezüglich der Aussage „Rettet die Süddeutsche“ ist sie herabsetzend, wegen der Berühmung der Abonnementvermittlung irreführend.“ Die Financial Times Deutschland dagegen hat noch nicht reagiert – und will offensichtlich weiter gerettet werden.
PS: Die taz verzichtet selbstverständlich auf die FAZ-Prämie für die Vermittlung eines Abonnenten. „In solch schlechten Zeiten hat niemand etwas zu verschenken – auch nicht die FAZ“, erklärte Stefanie Urbach, „und mit Solidarität kennt sich die taz ja am besten aus.“
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