piwik no script img

Auf leisen Sohlen

Das Weiterkommen der Dänen erzeugt zu Hause weit mehr ungläubiges Staunen als frenetischen Jubel

KOPENHAGEN dpa ■ Dänemarks Einzug ins Achtelfinale hat die Fans im heimischen Norden kalt erwischt. In Kopenhagen war am Dienstag nach dem 2:0 gegen den entthronten Weltmeister eher ungläubiges Staunen über den Gruppensieg als ausgelassener Jubel zu vernehmen. „Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht“, meinte ein Fan.

Der sensationell leichte Erfolg gegen die Franzosen hat jetzt bei den Skandinaviern Erinnerungen an die EM 1992 wach werden lassen. Damals kamen die Dänen nur als Ersatz mit, spielten zunächst höchst mittelmäßig und holten sich dennoch den Titel. Seit dem Rücktritt der Laudrup-Brüder und von Torwart Peter Schmeichel fehlt den Dänen in den Augen vieler ein echter Star. Die beiden Ex-HSVler Gravesen und Töfting als Angelpunkte im Mittelfeld und der vierfache Torschütze Tomasson genießen bisher nicht annähernd so viel Popularität wie ihre Vorgänger. Ganz Dänemark war einst verliebt in die Eskapaden von „Danish Dynamite“ – mit Spielern wie Preben Elkjär Larsen und Sören Lerby, die geniale Tore fabrizierten, dabei allerdings auch oft ins eigene Verderben stürmten.

So was könnte der heutigen Mannschaft nicht passieren. Sympathiepunkte sammelten sie bisher vor allem durch ihren Boykott gegen das Klatschblatt Se og Hör, das einen tragischen Mord und Selbstmord in der Familie von Töfting gegen dessen Willen auf die Titelseite gebracht hatte. Die Mannschaft erreichte aus vielen tausend Kilometer Entfernung die Entlassung des verantwortlichen Chefredakteurs, was ihr in den heimischen Medien als „bisher größter WM-Sieg“ hoch angerechnet wurde.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen