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Olympisches Event auf Sparflamme

6500 Zuschauer wollten das hochkarätig besetzte Leichtathletik-Meeting im Hammer Park sehen, das eher an gute alte Leichtathletik-Zeiten erinnerte als an postmodernen Event-Zauber – Melanie Schulz läuft Rekord über 3000 m Hindernis

von JÖRG FEYER

Bianca Kappler genügte morgens ein Blick aus dem Fenster, um ihr Ergebnis abzusehen. Regen fiel zwar dann doch nicht aus schweren Wolken über dem Hammer Park, für Momente war dem Internationalen Leichtathletik-Meeting am Mittwochabend sogar noch Sonne vergönnt. Die nötige Wärme für sensible Muskeln konnte sie allerdings nicht mehr bringen. „Zu feucht, zu kalt“, so das Verdikt der Weitspringerin vom TUS Halstenbek. Bedenkt man zudem, dass die Anlage „nicht gerade berühmt für weite Sprünge“ (Kappler) ist und bis zu 1,5 m pro Sekunde Gegenwind blies, sollte die solide Serie mit sechs gültigen Sprüngen von 6,07 m bis 6,25 m der Lokalmatadorin Mut machen, die ersehnte Norm (6,60 m) für die EM in München im August doch schaffen zu können.

Die kühle Witterung setzte auch Stabhochsprung-Star Tim Lobinger zu, der aus der 35 Grad-Hitze von Athen nach Hamburg gekommen war und „schon nach 5,70 m hätte aufhören müssen“. Was er dann nach dem ersten Versuch über 5,80 m tat, als Wadenkrämpfe Schlimmeres signalisierten. „Es gibt keinen Wettkampf, der eine Verletzung wert ist“, so Lobinger. Und dann war da noch diese Samba-Band, die auf der Bahn direkt hinter der Matte den Anlauf-Rhythmus von Lobinger brach. Meeting-Chef Rainer Blankenfeld höchstpersönlich eilte zu den Trommlern, um dem fröhlichen Lärm eine Pause zu verordnen.

Abgesehen von einer teils bedenklichen Musikauswahl zwischen Pur-em Grauen und alten Sweet-Heulern blieb dies der einzige Fauxpas im Rahmenprogramm. Dies erinnerte eher an gute alte Leichtathletik-Zeiten denn fragwürdigen neuen Event-Zauber. Was nicht nahe lag, nachdem die Hamburg für Spiele 2012 GmbH auf der Pressekonferenz zum Meeting einen wahren PR-Star als Kommunikationschef präsentiert hatte. „Erfolg macht sexy“, schwadronierte Karl-Heinz Blumenberg statt begründete Fragen nach der genauen Finanzierung des Meetings zu beantworten.

„Der Olympische Gedanke ist dort noch nicht ganz angekommen“, mahnte Rainer Blankenfeld die Unterstützung der Hamburger Wirtschaft an, die „mehr helfen muss, damit wir dieses Niveau künftig halten können.“ Dennoch sah Hans-Jürgen Schulke „zwei Schritte nach vorn.“ Hier und da, monierte der Direktor des Sportamts lediglich, hätte es „noch zügiger gehen können.“

Dem hätten zumal die 400- Meter-Läufer zugestimmt, die ohnehin als Letzte in der einsetzenden Dämmerung ran durften. Lokalstar Ingo Schultz musste sich als Dritter William Nkosi und Sieger Gregory Haughton beugen, den er bei seinem Silber-WM-Lauf in Edmonton noch knapp distanzieren konnte. Auch sonst genügte das international gut besetzte Feld höheren Ansprüchen. Allen voran der Russe Sergey Makarov, der seinen eigenen Landesrekord im Speerwerfen um einen Zentimeter auf 90,87 m verbesserte. Der Amerikaner Savanté Stringfellow, extrovertiert wie sein toller Name, fand es in Hamburg „nett und gemütlich“, avancierte an der Weitsprung-Grube zum Publikumsliebling und sprang „nebenbei“ mit 8,26 m neuen Meeting-Rekord. Sprint-Veteran Frankie Fredericks begeisterte über die 100 m mit rasanter Eleganz. Sogar die Samba-Band, die Lobinger entnervt hatte, konnte noch ihren Zweck erfüllen. Die Trommeln trieben Melanie Schulz über die Hindernisse und nach 3000m mit einem neuen deutschen Rekord (9:48:30 min) ins Ziel.

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