die anderen:
Zur Wahl von Hamid Karsai zum neuen Präsidenten Afghanistans schreibt die El País aus Madrid: Die eigentlichen Entscheidungen waren vorher an anderer Stelle getroffen worden. Die große Versammlung der Stammesführer war nur ein Chor, der seine Zustimmung gab, und kein Forum für eine Debatte. Wer einigermaßen realistisch ist, kann so etwas wie Demokratie in Afghanistan nicht erwarten. Es ging nur darum, ein neues Regime zu etablieren, das aus dem Krieg der USA gegen Ussama Bin Laden hervorgegangen war.
Der Telegraaf aus Den Haag meint zum selben Thema: Auf der Schulter von Hamid Karsai ruht jetzt eine schwere Last. Die Loja Dschirga, die ihn gestern zum Präsidenten wählte, fühlt sich betrogen, weil ihr Konzept den Interessen der USA untergeordnet wurde. Die Amerikaner scheinen Afghanistan ganz nach ihren Interessen ausrichten zu wollen. Aber vielleicht kann eben nur Washingtons Marionette Karsai jetzt noch verhindern, dass die Amerikaner ihre völlig Wünsche durchsetzen – weil er die Amerikaner so gut kennt.
Der Corriere della Sera aus Mailand kommentiert das Thema illegale Einwanderung in die EU: Europa bereitet Schritte vor, um den Kampf gegen die illegale Einwanderung zu verschärfen, da dieses Thema beim bevorstehenden EU-Gipfel ein Hauptthema sein wird. Aber es zeichnet sich schon jetzt ein schwerer ideologischer Konflikt ab angesichts der britischen Vorschläge, die Hilfen für Entwicklungsländer daran zu binden, wie weit diese gegen illegale Migration vorgehen. Alles in allem aber bringt der Vorschlag, die Hilfen für Entwicklungsländer als Strafe für mangelnde Zusammenarbeit dieser Länder im Kampf gegen illegale Einwanderung zu verringern, bei vielen Regierungen erhebliche moralische und politische Bedenken mit sich.
Zum UN-Welternährungsgipfel in Rom meint die Neue Zürcher Zeitung: Die von der UN Food and Agricultural Organisation FAO präsentierten allgemeinen Forderungen haben mit der eigentlichen Kernkompetenz dieser Organisation wenig zu tun. Die FAO wurde 1945 ins Leben gerufen und mit der Aufgabe betraut, die Produktivität der Agrarwirtschaft von Entwicklungsländern und die Bedingungen der Landbevölkerung zu verbessern. Auf dieses Know-how sollte sich die FAO konzentrieren und sich nicht – wie das andere multilaterale Organisationen tun – in politischen Großkämpfen aufreiben. Was die Kritiker einer Institution wie der Weltbank nahe legen, nämlich sich auf ein bescheideneres Programm zu besinnen, sollte auch von der FAO beherzigt werden.
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