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Märchenland mit Spielzeugpanzer

Mick O’Shea hängt in seiner ersten Einzelausstellung in Berlin die Träume vom Wohlstand einfach in die Luft

Die Ausstellung „The Cattle Raid“ von Mick O’Shea in der Galerie müllerdechirara, Weydingerstraße 10, ist dienstags bis samstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Bis zum 9. Juli.

Betritt man zurzeit die Räume der Galerie müllerdechiara, findet man zu seinen Füßen ein buntes Meer von Blumen, blinkenden Neonpfeilen und akkurat aufgereihten Häuschen. Luftballons mit Spielzeugautos schweben statisch in der Luft. Mit Blumen geschmückte Plastikschwäne scheinen den Raum durchqueren zu wollen. Ein kitschiger Elfenbrunnen plätschert in einem Seitenraum ruhig vor sich hin und die beiden Liegestühle daneben laden zum Verweilen ein. Die Arbeit „The Cattle Raid“ des New Yorker Künstlers Mick O’Shea, deren Titel einem irischen Märchen entliehen ist, wirkt zunächst niedlich, sommerlich, fast hippieesk. Doch beim zweiten Hinschauen bleibt der Blick unweigerlich an den kleinen Spielzeugpanzern hängen, die die Siedlungen zu bedrohen scheinen. Auch der Brunnen verliert schnell seinen beruhigenden Ausdruck: Die Flügel der Elfen sind wie US-amerikanische Flaggen gestaltet. Und das ist einfach zu viel, „over the top“. Denn im Märchenland gibt es keine Politik, auch keine Panzer, Öltanks oder durchnummerierte Normhäuser. Mick O’Shea verfasst seinen ironischen Blick auf den „American Dream“ und den Kapitalismus in einer subtil gebrochenen, übersüßen Atmosphäre. Was nicht zuletzt dadurch verstärkt wird, dass die Besucher aufpassen müssen, die sensiblen Kleinode nicht mit Füssen zu treten. Oder – wie bei der Installation von Tankwagen, die an bunten Werbeballons hängen – sich veranlasst sehen, nicht zu stark zu atmen, um das fragile Ensemble von Traum und Macht ja nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

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