Babcock insolvent?

Beim Krisentreffen mit Investoren, Gläubigern und Regierungschef Clement sucht man nach letzter Rettung

OBERHAUSEN taz ■ Unmittelbar vor dem Treffen erklärte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement: „Gäbe es keinen Optimismus, würde sich niemand treffen.“ Wie schlimm es um Babcock, das 118 Jahre alte Oberhausener Traditionsunternehmen, aber steht, kann man an der Länge des Gesprächs mit Gläubigern, Vorstand und Investoren ablesen: Bei Redaktionsschluss lag noch kein Ergebnis vor. Dabei drängt die Zeit: Weil Babcock bereits die Junigehälter stunden muste, lief gestern die Frist zum Einreichen des Insolvenzantrags ab.

Vor dem Treffen mit dem Regierungschef hatte es positive Signale zur Vermeidung der Insolvenz gegeben. Die weltweit 22.000 Beschäftigten kündigten einen Lohnverzicht mit einem Volumen von 50 Millionen Euro an. Die Kölner Staatsanwaltschaft reduzierte ihre Forderungen an die Babcock-Tochter Steinmüller aus dem SPD-Korruptionsskandal von 143 Millionen auf 25 Millionen Euro. Und Regierungschef Clement erklärte am Montag, Babcock mit einem Kraftwerksbau beauftragen zu wollen. Auftragsvolumen: 200 Millionen Euro. Babcock war in Finanzprobleme geraten, nachdem der Konzern Anteile an der profitablen Howaldtswerke Deutsche Werft AG (HDW) verkauft hatte. Der Rüstungskonzern wirtschaftet äußerst gewinnbringend. Wärend Babcock im letzten Geschäftsjahr rund 150 Millionen Euro erwirtschaftete, brachte es die viel kleinere Tochter auf 550 Millionen.

Den Verkauf versucht der amerikanische Investor Guy Wyser-Pratte, der 8 Prozent der Anteile besitzt, durch eine einstweilige Verfügung rückgängig zu machen. Babcock hatte die Hälfte seiner 50 Prozent der Anteile an eine Tochter der amerikanischen Bank One verkauft – ohne die Aktionäre am Verfahren zu beteiligen. Auch die verbliebenen 25 Prozent HDW-Anteil sind unsicher: Nach Insiderinformationen sind diese als Bürgschaft verpfändet worden – an One, die damit die Mehrheit hält. One-Vertreter waren gestern in der Düsseldorfer Staatskanzlei zugegen, Wyser-Pratte dagegen nicht. Vielleicht dauerte es deshalb so lange. ELMAR KOK