: Viertelfest ohne „Viertel“
Die Traditionsfeier wird wiederbelebt – mit neuem Namen und frischem Konzept. Fraktionen und Stadtamt begrüßen den Plan als umsetzbar
„Das Viertelfest ist tot, es lebe das FEST!“ So oder ähnlich könnte das Motto lauten, unter dem am ersten Augustwochenende wieder Bremer und ihre Gäste auf den Straßen von Ostertor und Steintor feiern. Denn das traditionelle Viertelfest, wir erinnern uns, fand 2000 zum letzten Mal statt. Im letzten Sommer gab es Konflikte zwischen den Bürgerschaftsfraktionen. Auch Orts- und Stadtamt waren sich da nicht immer ganz grün. Besorgte Politiker fürchteten Krawall und Müll – bis der langjährige Veranstalter Spirit Parcs kurzerhand absagte.
Nun soll es wieder steigen, das Viertelfest, auch wenn Jutta Puppe aus dem Ortsamt betont, dass es dieses Mal schlicht „FEST“ heißen wird: Auf drei Bühnen an Goetheplatztheater, Kunsthalle und Ostertorplatz soll musiziert werden. Die Geschäfte im Viertel bauen am Sonnabend Straßenstände auf und dürfen auch am Sonntag verkaufen. An der Ecke Contrescarpe soll schließlich ein „Marktplatz der Initiativen“ entstehen, wo sich Sport- und Umweltvereine vorstellen und der Beirat Mitte „Kaffee und Kuchen“ anbietet, so Puppe. Kein völlig neues Konzept also, das der neue Veranstalter Großmarkt GmbH da präsentiert.
Aber ein vergrößertes. Das legen nicht nur die vier kapitalen FEST-Lettern nahe: Wie bereits 2001 geplant, soll nun das Straßentheaterfestival „La Strada“ unter das Dach des „neuen“ Festes schlüpfen. Beide Feiern finden gleichzeitig im Viertel statt. Und via „La Strada“ ist der Beirat überhaupt erst zur Großmarkt GmbH gekommen. Denn die hat mit „La Strada“ schon dreimal zusammen gearbeitet.
Doch wie wollen die Ausrichter den Krawallen und Mülllawinen vorbeugen, die sie letztes Jahr unbedingt vermeiden wollten? Allzu streng dürfen die Auflagen nicht sein, das verschrecke die Veranstalter. Die Musiker, so Puppe, sollen bis ein Uhr nachts spielen dürfen, eine Sperrstunde gäbe es nicht. Man verlässt sich also auf die Besucher.
Die CDU- und SPD-Bürgerschaftsfraktionen jedenfalls haben nichts gegen einen neuen Versuch: Hatten beide im vergangenen Jahr noch Bedenken geäußert, sind sie sich nun einig: Die SPD begrüßt den Plan, bei der CDU hat man noch nicht darüber gesprochen. Sie sehen jedoch eine positive Tendenz.
Jutta Puppe vom Ortsamt Mitte ist jedenfalls optimistisch, die Sache sei schon fast „in trockenen Tüchern“. Und im Stadtamt, das letztlich darüber entscheiden muss, herrscht Zuversicht. Festlegen mag sich hier aber noch keiner.
slk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen