: Krieg ist niemals gerecht
betr.: „Eine Welt ohne Krieg“, taz Magazin vom 20. 7. 02
Zu dem Adjektiv „gerecht“ gehört das Substantiv „Gerechtigkeit“. Letztere stellt einen Wert an sich dar. Krieg, der nie einen Wert an sich darstellen kann, ist niemals gerecht. Allerdings kann er gerechtfertigt sein oder werden, wenn Staaten oder einer Vielzahl von Einzelpersonen schweres Unrecht widerfahren ist.
Deshalb war vernünftiger Pazifismus immer schon „konditional“. Kriegerisches Tun, das „polizeilicher Rationalität“ folgt, also im Wesentlichen reagiert, scheint mir das Einzige, was irgendwie gerechtfertigt werden kann. Hingegen müssen alle präventiven Maßnahmen ohne kriegerische Mittel auskommen.
Nur als Reaktion lässt sich Krieg rechtfertigen. Staaten oder Menschen dürfen sich wehren oder helfen lassen. Das kann man rechtfertigen – die kriegerischen Taten werden dadurch keinesfalls gerecht, auch wenn das in den Ohren der Aktiven besser klingt. WOLF-ACHIM SINTENIS, München
Die allgemeine Anerkennung der These vom gerechten Krieg wäre das Rattenschlupfloch für die Rüstungsindustrie. Die Manager könnten dann sagen, dass ihre Mordinstrumente letztlich für die Gerechtigkeit produziert würden, denn auch für „gerechte“ Kriege bräuchte man Waffen zur Einsatzbereitschaft. […]
Gerechter Krieg? Diese Bezeichnung würde auch fortan je nach Überzeugung und Position völlig verschieden verliehen werden, und welches militärische Blutbad ist von seinen Betreibern bisher nicht als gerecht hingestellt worden? Dass dabei gelogen wird, versteht sich von selbst. Die Wahrheit wird am klarsten durch die Kriegsgräber deutlich: In ihnen liegen fast ausnahmslos Unschuldige. Von den wenigen wirklichen Kriegsverbrechern hat man einige bestraft und hat auch einige Politiker zu Recht gebrandmarkt.
Das Wichtigste aber hat man unterlassen: das Kriegsinstrument Militär und überhaupt die ganze Gewaltkonzeption des Krieges, durch die jene so unheilvoll wüten konnten, rigoros als verbrecherisch zu bezeichnen, um Wiederholungen auszuschließen. […] HUGO SPOHLER, Bremerhaven
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