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vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Der Ausstellungstitel „the invisible and the visible as an indivisible unity“ ist kompliziert, die Ausstellung selbst aber ist es nicht. Übersichtlich sind die Arbeiten der sechs von Gabriele Knapstein und Annette Thomas eingeladenen KünstlerInnen im Erdgeschoss des IG-Metall Hauses von Erich Mendelsohn aus dem Jahre 1928 platziert, das an der Kehre von Alter Jakob- und Lindenstraße liegt. Und selten erschienen mir die Arbeiten von Veronika Kellndorfer und Gunda Förster so plakativ, die von Knut Åsdam so überdeutlich konzeptuell. Sabine Hornigs Einbauarbeit „Eingang zum Olympic Boulevard“ dagegen überzeugt, so elegant und minimal ist das der Wirklichkeit abgeschaute Architekturfragment in eine der Säulen des Raums eingelassen. Und bei Maix Mayers „Subfiction2“ erkennt man den geglückten Bezug auf Chris Markers „La Jetée“ sofort, obwohl Leipzig heute doch weit von Paris 1962 entfernt ist.

Konventionelle Architekturfotografie darf man in der von Simone Förster kuratierten Ausstellung „Konstruktion. Architektur und gebauter Raum in zeitgenössischen Fotografien“ bei c/o Berlin nicht erwarten. Was die Sache spannend macht. Edgar Lissel funktionierte seine Küche zur Camera obscura um. Wenn das Bild der Außenwelt durch das kleine Loch im Fenster auf das Fotopapier an der Wand fällt, dann bildet sich das Innere, das Geraffel von Flaschen und Geschirr auf dem Tisch mit ab. Heidi Speckers „Teilchentheorie“ zielt auf die Rasterfassade und die dekorative Betonsteinmauer. En detail zeigt sie attraktiv, was en masse nur fies ist. Frank Breuer lichtet mit sehr kühler Attitüde Lagerhallen ab: voilà der architektonische Supermodernism. Gebäude ohne jeden Kontext, jedes Teilchen.

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