: Altlasten für EU-Kandidat
Zyperns nächster Präsident könnte Tassos Papadopoulos heißen. Der Chef der Demokratischen Partei ist in Finanzdeals von Serbiens Expräsident Milošević verstrickt
BERLIN taz ■ Für die nächsten Präsidentschaftswahlen in Zypern zeichnet sich eine verblüffende Konstellation ab. Wenn im Frühjahr 2003 der Nachfolger des heutigen Präsidenten Glavkos Klerides ermittelt wird, wird die Akel, die altkommunistische Partei der griechischen Zyprioten, den Vorsitzenden der Demokratischen Partei (Diko) Tassos Papadopoulos unterstützen. Die bizarre Allianz wurde am Wochenende von einem Sonderparteitag beschlossen. Damit hat sich die Akel-Führung um ihren Vorsitzenden Dimitris Christofias mit gewohnt autoritären Methoden durchgesetzt, obwohl ihr Kurs an der Basis zunächst großen Unwillen ausgelöst hatte. Als Antwort auf die Mésalliance Akel-Diko hat die rechte Partei Dysi von Präsident Klerides zugesagt, den Kandidaten der kleinen sozialdemokratischen Partei Kysos zu unterstützen. In 7 Monaten werden sich damit zwei Rechts-Links-Bündnisse gegenüberstehen, die das Wahlvolk in äußerste Verwirrung stürzen.
Der nationalistische Politiker Papadopoulos, Vorsitzender der Diko, wird durch den Beistand der Akel zum aussichtsreichsten Bewerber für die Klerides-Nachfolge. Der Politiker und Erfolgsanwalt, in Zypern nur „Tassos“ genannt, ist eine umstrittene Figur. Erstens gehört er zu der Generation, die nach der Unabhängigkeit von 1960 die erste Republik Zypern zerstört hat. Als ehemaliger Kämpfer gegen die englische Kolonialmacht gehörte Papadopoulos zu den Autoren und Exekutoren des „Akritas-Plans“, der auf den Anschluss Zyperns an Griechenland zielte – ein klarer Verrat an der Verfassung. Der Plan führte 1963 in den Bürgerkrieg, der zur Flucht vieler türkischer Zyprioten aus gemischten Dörfern führte und damit das separatistische Konzept der türkisch-zypriotischen Führung und der Türkei bediente.
Umstritten ist Papadopoulos auch aus einem aktuellen Grund. Als prominenter Anwalt verdiente er sein bedeutendes Vermögen mit der Betreuung jugoslawischer Off-shore-Firmen, die beim Milošević-Prozess in Den Haag ins Visier der Anklage geraten sind. Vergangene Woche berichtete die Financial Times, Anfang der 1990er-Jahre seien Devisen von 4 Milliarden Dollar von Belgrad nach Zypern geflossen. Geparkt wurden die Gelder auf Konten der Laiki Trapeza (Volksbank), verwaltet vom Vertreter der Beogradska Banka in Nikosia, Borka Vukić, einem engen Milošević-Mitarbeiter.
Juristischer Vormund des Unternehmens war Papadopoulos, der als Rechtsberater für die Laiki Trapeza wie die Beogradska Banka fungiert. Vom Geld der Belgrader Bank kauften die im Papadopoulos-Büro registrierten Offshore-Firmen Waren, die auf der UN-Embargoliste standen. Papadopoulos hat die von ihm betreuten Off-shore-Firmen mit dem Argument verteidigt, sie hätten dazu beigetragen, „das US-Embargo zu brechen“. Diese Äußerung dürfte die Haager Ermittler ebenso stutzig machen wie die Tatsache, dass Papadopoulos 1999 sich noch zu Beginn des Kosovokriegs mit Milošević in Belgrad getroffen hat.
In Zypern sind juristische Schritte gegen Papadopoulos nicht zu erwarten. Als Mitglied des Parlaments genießt er Immunität, die nur mit den Stimmen der Partei aufzuheben wäre, die sich Papadopoulos als Bündnispartner angedient hat. Die linke Akel, die ein Drittel der griechischen Zyprioten repräsentiert, deckt und fördert damit einen Politiker, der für das EU-Kandidatenland zu einer peinlichen Belastung werden kann.
In Nikosia gehen die Kritiker von Papadopoulos davon aus, dass dessen Kandidatur nur durch eine rasche Lösung des Zypernproblems zu verhindern ist. Ein Durchbruch in den Gesprächen unter UN-Ägide ist unwahrscheinlich. Die letzte Chance bietet das Treffen zwischen Klerides und Denktasch, das UN-Generalsekretär Kofi Annan für den 6. September in Paris arrangiert hat. NIELS KADRITZKE
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