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Alpenklima weggeregnet

Normalerweise regnet es in Berlin unterschiedlich stark. Gestern war alles anders. Es goss überall gleich heftig. Aber das fanden die Wettermacher auch nicht schlimm

Wenn es in Berlin regnet, vergleichen die örtlichen Meteorologen die Stadt mit den Alpen. Das bedeutet, dass es am vorderen Alpenkamm, hier den Havelbergen, regnet. In den nachfolgenden Tälern, Mitte und Tiergarten, fällt weniger oder kaum Wasser vom Himmel. Und am hinteren Alpenkamm, hier der östliche Barnim und in den Teltower Bergen, gießt es wieder. Berlin hat also ein „Alpenklima“.

Gestern war alles anders. Ungemütliches Schmuddelwetter über ganz Berlin. 50 Liter Wasser prasselten laut Deutschem Wetterdienst (DWD) auf einen Quadratmeter Hauptstadterde. Das entspricht der Menge Wasser an einem Tag, die sonst im gesamten Monat August fällt.

„Aus dem Osten kamen schwere, dicke Regenwolken und die luden sich genau über uns aus“, erkärt Bernd Petzold vom DWD. Schuld daran seinen mehrere Tiefs, die mit kalter Luft nacheinander gegen die nassen Eindringsel aus dem Osten prallten und sie über Berlin ausquetschten.

In der Innenstadt waren die Schauer durch den so genannten Wärmeinseleffekt dabei besonders heftig – aber auch kürzer. „Es regnete intensiver, wenn die kalte Luft auf die aufgeheizte Stadt trifft“, sagt Horst Malberg, Direktor des Institutes für Meteorologie an der Freien Universität Berlin. An machen Tagen betrage der Temperaturunterschied bis zu 15 Grad Celsius. Bei solch hohen Temperaturdifferenzen kann es zu einem Orkan kommen, wie Berlin ihn vor einem Monat erlebte.

Allzu verregnet findet Malberg diesen Sommer allerdings nicht: „Ich halte ihn für durchwachsen.“ Aber auch beim Deutschen Wetterdienst will man keine übermäßige Panik erkennen lassen. „Es hat durchaus schon mal mehr geregnet“, so Wetterdienstler Petzold. Dennoch gab sein Unternehmen für heute vorsichtshalber eine Unwetterwarnung heraus.

Nicht aus der Ruhe bringen ließen sich auch die Männer in Rot und Blau. „Keen Sturm, keen Jarnüscht“, kommentiert der Sprecher der Berliner Feuerwehr, Kunze, die Lage. Bis zum Nachmittag seien nur 30 Einsätze notwendig geworden, eine Zahl, die selbst bei Sonnenschein noch überboten werde. Wenn es zu keinem „Starkregen“ kommen sollte, bleibe man in Berlin am Tag des Superregens im Bereich „Low“, meint Kunze ganz entspannt.

Auch sein Kollege vom Technischen Hilfswerk, Einsatzleiter Dietmar Hößler, reagiert auf den Regentag gelassen. Hößlers Job ist die Beruhigung: Keine Panik, wir haben alles unter Kontrolle. „1.200 Mann kann ich aktivieren“, bilanziert er. 23 technische Züge seinen mit 120 Fahrzeugen ausgestattet, die 400.000 Liter pro Minute aus Kellern und Unterführungen pumpen könnten. „Wir sind da, um zu helfen“, was auch bedeutet, dass eine Million Sandsäcke bereit liegen, falls die Spree über die Ufer treten sollte. Und selbst das ist nicht völlig schlimm, sind doch die Sandsäcke aus Jute; die Katastrophe wird also ökologisch korrekt bekämpft. ROLA/DAS

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