: vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Anläßlich des 40. Todestages von Marilyn Monroe vor rund 14 Tagen hat Camera Work in der Kantstraße 149 der Diva einen Raum gewidmet. Zu sehen sind Aufnahmen, die der Fotograf Douglas Kirkland mir ihr im November 1961 machte. Es handelt sich um eine Serie, die Marilyn mit einem schneeweißen Laken mehr ent- als verhüllt auf einem sehr simplen Bett zeigen (teilweise sind die Sprungfedern zu sehen), wie es in einem Motel zu finden ist. Das berühmteste der Bilder, das jeder kennt, zeigt Marilyn, wie sie das Kopfkissen umarmt. Die Folge von 24 Fotografien ist eine einzige Überinszenierung der Farbe Weiß. Der Star, dessen platinblondes Haar sein porzellanenes Gesicht übergangslos wie ein Halo umkränzt, ist ein einziger strahlender Körper, wobei Marilyns unbeschwertes Lachen den leuchtenden Eindruck noch verstärkt. Zwei Scharzweißaufnahmen, die die Aufnahmesituation mit Fotografen und Star zeigen, machen das Kabinett perfekt. Und sie zeigen einmal mehr Marilyns in jeder Situation unübertroffenes fotografisches Charisma. Das Charisma der „SchnittBlumenBilder“ des in Berlin lebenden Ägypters Amin El Dib, die in der Raab Galerie in der Fasanenstraße 81 zu sehen sind, liegt im Verfall. In einer langen Reihe hängen die (endlich einmal) kleinformatigen 20 x 30 cm messenden Schwarzweißabzüge an der Wand und zeigen Schnittblumen in schlichten Glasvasen, wie sie verwelkt über den Rand gekippt sind, wie sie verrottet im Wasser stehen und wie sie verdorrt zu dichten skulpturalen kleinen Körpern werden. Im Spiel mit der Unschärfe und der milchigen Transparenz des Glases erscheint Amin El Dibs Reihe als eine intelligente Kontraposition zu Karl Bloßfeldts berühmten „Urformen der Kunst“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen