unterm strich
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Als sie Berlusconi wählten, so hieß es immer wieder, glaubten die Italiener, dass ein erfolgreicher Unternehmer schon für volle Staatskassen sorgen werde. Offensichtlich haben sie sich getäuscht. Denn die italienische Regierung will Inseln, Küsten und archäologische Stätten aus Staatsbesitz verkaufen. Wie die römische Tageszeitung La Repubblica am Mittwoch berichtete, hat das italienische Schatzamt ein entsprechendes Inventar veröffentlicht, aus dem Schatzminister Giulio Tremonti Objekte für den Verkauf aussuchen wird. Mit dem umstrittenen Verkauf von öffentlichem Besitz hofft die Regierung, den Staatshaushalt teilweise zu sanieren. In der Liste sei zu jedem Besitz ein Geldwert angegeben, hieß es. Die Villa des römischen Kaisers Tiberius auf Capri ist dort mit einem Wert von 90.000 Euro angegeben. Der Preis für die Überreste einer römischen Siedlung aus dem vierten Jahrhundert vor Christus in der Bergregion Abruzzen liegt bei 40.000 Euro. Zu den Gütern, die möglicherweise verkauft werden, gehört auch die Insel Pianosa in der Toskana mit einem ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis.

Gestern wurde Heiner Goebbels mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Der 50 Jahre alte Komponist habe die Entwicklung der zeitgenössischen Musik nachhaltig beeinflusst, hieß es in der Begründung des Magistrats. Goebbels, der seit 30 Jahren in Frankfurt lebt, leiht musikalische Motive mal bei Prince oder den Beach Boys, bei Jazz und Rap, dann wieder bei afrikanischer Musik oder bei Bach. Er komponiert für Konzerte und Ballett, für Oper und Theater, für Film- und Videoproduktionen. Außerdem schreibt er Hörstücke fürs Radio, häufig nach Texten des Dramatikers Heiner Müller. Seine Kompositionen sind eine Mischung aus live gespielten und per Computer ergänzten Klängen: Er konfrontiert Orchestermusik mit Autohupen oder Teekesselflöten, mit Schlagerfetzen, HipHop-Einsprengseln oder dem Geräusch eines auf Papier kratzenden Bleistifts. Auf der Bühne setzt er seine Klangexperimente mit Licht- und Videoeffekten in Szene und lässt die Musiker zu Darstellern werden. Mit seinem ersten großen Orchesterwerk „Surrogate Cities“ (1994), einer multimedialen Collage über das hektische Leben in Großstädten, war Goebbels sogar für einen Grammy nominiert. „Ich komponiere gar nicht so gern und brauche immer sehr viel Zeit“, sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. „Es gibt ja Komponisten, die aus Lust komponieren, die sich jeden Tag an den Schreibtisch setzen und Noten aufschreiben. Das ging mir noch nie so.“