Seehund-Epidemie: Ein Drittel der Population bereits verendet
Das Seehundsterben in der Nordsee wird immer schlimmer. Nach Angaben des Internationalen Wattenmeersekretariats wurden bis gestern 12.040 verendete Tiere registriert – ein Drittel der gesamten Population. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) schließt nicht mehr aus, dass die Staupeepidemie die Ausmaße von 1988 erreicht. Damals war mit 18.000 Tieren mehr als die Hälfte aller Seehunde in der Nordsee an der Staupe gestorben.
Trittin sagte, die Hoffnung auf eine größere Widerstandskraft der Meeressäuger nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen scheine sich nicht zu erfüllen. Für eine endgültige Bewertung der Ursachen sei es aber noch zu früh. Derzeit diskutierte Möglichkeiten sind nach Aussage des Seehundexperten Thomas Borchardt vom Nationalparkamt Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer im nordfriesischen Tönning die Übertragung des Staupevirus durch eingewanderte arktische Robben oder durch dänische Nerzfarmen am Kattegat, von wo die Seuche auch diesmal, wie 1988, ausging.
Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Klaus Müller machte sich erneut für ein internationales Forschungsvorhaben stark. Hinsichtlich der Finanzierung liefen bereits Gespräche. Die Umweltschutzorganisation WWF in Husum kritisierte: „Bei diesem Thema sind wir noch auf dem Stand von der vorigen Epidemie vor 14 Jahren.“ dpa
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