piwik no script img

Blick wandert von Süd nach Ost

Volkswagen räumt seine Werke in Spanien auf und verlagert Teile der Produktionin die Slowakei. Gewerkschaften befürchten Verlust von tausenden Arbeitsplätzen

MADRID taz ■ Die Umstrukturierung im Volkswagen-Konzern hat Spanien erreicht. Wie die Werksleitung bekannt gab, sollen im Werk Pamplona 500 der 5.000 Stellen abgebaut werden. Begründung: Der VW Polo verkaufe sich nicht mehr so gut wie bisher. Im nächsten Jahr würden in Europa 70.000 Stück weniger gebraucht, 2004 werde die Nachfrage um weitere 12.000 zurückgehen. Bis zum Jahresende soll die Fabrik bereits an fünf Tagen geschlossen bleiben.

Es handle sich um eine „strukturelle Krise“, erklärte ein Sprecher der Werksleitung dazu. Im Gesamtkonzern wird die Produktion von 5 Millionen um 250.000 Fahrzeuge heruntergefahren.

Bereits in der vergangenen Woche gab das spanische VW-Tochterunternehmen Seat einen Stellenabbau bekannt. Jeder zehnte der 200.000 Seat Ibiza, die jährlich in Martorell produziert werden, soll künftig in Bratislava in der Slowakei hergestellt werden. Insgesamt laufen in dem Werk nahe Barcelona jährlich 470.000 Pkw verschiedener Modelle vom Band.

Mit der Entscheidung hatte die Geschäftsführung der spanischen Volkswagen-Tochter einen Streit mit dem Betriebsrat beendet. Danach hatte die Belegschaft des Werks im Oktober und November fünf Feiertage opfern sollen, um die Aufträge zu erfüllen. Die Gewerkschaftsvertreter verlangten stattdessen Neueinstellungen oder zumindest das Doppelte an Lohn.

Um das Seat-Modell in Bratislava zu produzieren, sind kaum Investitionen nötig, denn auch dort wird bereits wie in Pamplona der VW Polo zusammengeschraubt, der das gleiche Chassis hat. „Die mangelnde Flexibilität hat die Fabrik in Martorell in eine schwierige Situation geführt, die Zweifel aufkommen lässt, ob hier neue Produkte oder höhere Auftragsvolumen gefertigt werden können“, droht Seat-Präsident Andreas Schleef unmissverständlich. Erstmals seit 1995 mache Seat keinen Gewinn.

„Die Geschäftsführung sucht nur eine Ausrede, um eine seit langem getroffene Entscheidung umzusetzen“, beschwert sich ein Sprecher des Betriebsrates. VW wolle nach und nach in den Osten ausweichen. Die Arbeitskräfte seien dort billiger und der Markt viel versprechender als in Spanien, wo der Verkauf erstmals rückläufig ist. Die Gewerkschaften fürchten alleine durch die Maßnahmen bei Seat einen Verlust von insgesamt 5.000 spanischen Arbeitsplätzen. 500 direkt bei Seat und 4.500 bei den Zulieferern. REINER WANDLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen