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dpa sucht neues Sparpotenzial

BERLIN taz ■ Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) reagiert auf die schlechte Situation ihrer Kunden und beginnt nun auch massiv zu sparen. Offiziell ist bei der größten deutschen Nachrichtenagentur noch nicht die Rede von Stellenkürzungen, doch in dpa-Kreisen werden Kündigungen und Qualitätsverlust befürchtet. In einem internen Schreiben an ihre Mitarbieter kündigen Chefredation und Geschäftsführung eine Umstrukturierung der Landesbüros an.

In einer so genannten Testphase ab 15. Oktober wird in den Landesbüros München und Stuttgart ein neues Modell ausprobiert. Die Redakteure im „Tischdienste“ werden abgeschafft – sie waren bisher für das Sichten und Redigieren von Texten zuständig. Im neuen Modell sollen alle Aufgaben von „Kompetenzteams“ selbstständig erledigt werden. Sollte das Modell funktionieren, wird es auf alle acht Landesbüros ausgeweitet. Die dpa kann so die „Funktionszulagen“ einsparen, die die Redakteure am Tisch bekommen, das sind immerhin zehn Prozent des Gehalts.

Stellen sollen zunächst nicht wegfallen. dpa-Sprecher Thomas Wedrich will sich vor dem Ende der Testphase am Jahresende nicht festlegen. „Dann wird sich alles weisen.“

Der Betriebsrat befürchtet auf lange Sicht einen Stellenabbau: „Durch die neue Struktur werden weniger Redakteure gebraucht“, sagt Reino Grevers, Betriebratsvorsitzender der dpa in Hamburg. Nötig sei das nicht, denn „die dpa ist ein gesunder Laden“, so Grevers.

Das Testbüro München bangt trotz guter Gesundheit und sieht pro Landesbüro zwei bis vier Stellen wegfallen. Und dann könne man den Qualitätsstandard der Agentur keinesfalls halten. Intern wird Chefredakteur Wilm Herlyn mit den Worten zitiert: „Wir werden mit jedem Einzelnen reden. Es wird so sein, dass wir den einen oder anderen verlieren.“ Die Münchner dpa-ler sind der Ansicht, dass sie sich nach dem neuen Modell „teilweise selbst wegrationalisieren“ müssen. Die Chefredaktion spricht lieber von einer „Qualitätsoffensive“ durch Seminare, Dezentralisierung und „schlagkräftigen, flexiblen Kompetenzteams“. Und davon „das Schiff dpa in den stürmischen Zeiten auf Kurs zu halten“.

Die Deutsche Presse-Agentur beschäftigt rund 800 festangestellte Redakteure und berichtet aus über 100 Ländern. JUB

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