„Dienstwagen hat es nie gegeben“

taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch über die Zeitungskrise, die Strategie der taz und warum Harald Schmidt Recht hat

taz: Herr Ruch, die taz kürzt Essensmarken. Wie sieht’s aus mit Dienstwagen und Stellen. Wird daran auch gespart?

Karl-Heinz Ruch: Auch an der taz geht die Zeitungskrise nicht spurlos vorbei. Essenszuschüsse zu kürzen ist bei der Höhe der taz-Gehälter keine symbolische Maßnahme. Dienstwagen hat es hier noch nie gegeben. Die Stellen- und Honorarmittel und auch die Seitenumfänge wollen wir nicht kürzen, weil sie eh schon knapp bemessen sind und Einsparungen sofort zu einem schlechteren Angebot an die LeserInnen führen.

Wie kommt es, dass sich ausgerechnet die taz das leisten kann, während die komplette Konkurrenz drastische Sparmaßnahmen durchzieht?

Die Sparmaßnahmen der anderen Überregionalen müssen schnell und drastisch ausfallen, weil es Umsatzeinbrüche bei den Anzeigen in bisher nicht gekannter Dimension gibt und in den Jahren zuvor die redaktionellen Angebote stark ausgebaut wurden. Wir erinnern uns doch noch gut daran, wenn die Chefredakteure stolz verkünden konnten, welche namhaften Journalisten sie wieder für ihre Blätter gewinnen konnten. Die taz konnte dabei ja nie mitspielen. Nun nähert sich das wieder alles einem normalen Maß, und das liegt erheblich näher an den Verhältnissen der taz.

Hat die taz in der allgemeinen Zeitungskrise noch keine Blessuren davongetragen?

Doch, natürlich, wenn das Anzeigengeschäft schlecht läuft, trifft es auch die taz. Weil die Werber ihre Kampagen auf die Kernmedien reduzieren, wird es für die taz, die bei den Anzeigen nie in der ersten Reihe stand, noch schwieriger, etwas vom kleiner werdenden Kuchen abzubekommen. Da wir uns aber zu einem wesentlich größeren Anteil über Abo- und Vertriebserlöse finanzieren, trifft uns die Anzeigenkrise nicht ganz so hart wie beispielsweise die FAZ, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Rundschau.

Lüften Sie das Geheimnis der taz?

Die taz verfügt über etwas, das unsere Konkurrenz nicht hat: eine starke Genossenschaft und solidarische LeserInnen. Die sind unsere Verleger und unterstützen uns. Gehörte die taz zu einem Verlagskonzern, wären ihre Überlebenschancen gering. Dort zählt in Zeiten wie diesen nur Rentabilität. Alles, was sperrig, unkonventionell und originell ist, fällt dem eisernen Sparbesen zum Opfer.

Was sind die Strategien der taz angesichts der anhaltenden konjunkturellen Krise?

Trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten muss die taz bei den Anzeigen weiter dranbleiben, weil sie ja doch ein außergewöhnlicher Werbeträger mit überdurchschnittlichen Lesern ist. Die taz-Anzeigenabteilung soll durch spezielle Marketingmaßnahmen unterstützt werden. Schon immer stand bei der taz der Leser, und zwar der zahlende und am besten abonnierende im Mittelpunkt. Um ihn oder sie müssen wir uns weiter kümmern. Abo ergo sum. Die taz hat jetzt schon eine unglaublich enge Bindung ihrer LeserInnen. Auch die Auflage, und zwar die korrekt verkaufte, ist stabil. Wenn ich lese, dass man jetzt bei Springer die „rentable Auflage“ zum Maß der Dinge macht, dann kann man ja damit die Hoffnung verbinden, dass mit dem kostenlosen Verschleudern von Zeitungen Schluss ist. Für die taz wäre das gut, denn sie hat doppelt unter diesem Unsinn gelitten. Wenn Zeitungen an jeder Ecke umsonst verteilt werden, dann kaufen weniger Leute für teures Geld die taz am Kiosk. Und wenn solche „Sonderverkäufe“ dann auch noch bei den anzeigenrelevanten Mediadaten Berücksichtigung finden, ist auch hier der Wettbewerb verzerrt. Das Ende der Woche hat aber gezeigt, dass man solche Manipulationen nicht auf die Spitze treiben kann.

Harald Schmidt hat mal gesagt: „Die taz ist unsterblich. Ich kenne das Gefühl.“ Herr Ruch, Hand aufs Herz, können Sie das unterschreiben?

Was die taz angeht, da hat er Recht.