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lokalkoloratur

Ein Stück Kultur- und Ackerbaugeschichte hat Blumenfreundin und Daliennamensstifterin Loki Schmidt zur Blume 2003 gekürt: Kornrade, oder auch Agrostemma githago, heißt das Gewächs, das Loki Schmidt in Erinnerungen an ihre Kindheit schwelgen lässt. Denn damals wuchs das bis zu 90 Zentimeter hohe und violett blühende Nelkengewächs noch auf jedem Feld. Inzwischen haben sich die Bauern erfolgreich bemüht, es zu eliminieren. Nach dem Kriege verschwand irgendwann die Blume mit den hochgiftigen Samen. Loki Schmidt lässt Milde walten, mit den Bauern am Rande der Fischbeker Heide, die ihr damals schon erzählt haben, sie würden manchmal mit der ganzen Familie die dicken schwarzen Kornradesamen aus dem Getreide sammeln, weil es für Korn ohne Kornrade mehr Geld gab. Sie kann das verstehen, doch wünscht sie sich trotzdem, „dass die ganze Ackerbegleitflora erhalten bleibt“. Das nun geehrte Ackerkraut wird übrigens auch Rade, Raad, Ratt oder Radenbleamer genannt, bisweilen auch Klockenblome und im Rheinischen gar Pißpöttken. Gemessen an der Poesie früherer Titelträgerinnen trägt die Kornrade doch einen vergleichsweise schmucklosen Namen. Denn auch Blutroter Storchenschnabel, Purpurblauer Steinsamen, Echte Küchenschelle, Sandköpfchen und Trollblume waren schon mal Blume des Jahres. Lokis Helmut, so berichtete sie am Rande der Blumenade, geht es wieder besser, sie hoffe, „dass ich ihn bald nach Hause holen kann“. Pißpöttken und Sandköpfchen. san

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