: vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Zarina Bhimjis Film „Out of Blue“, der gerade bei der Documenta_11 Furore machte, fällt sicher nicht unter den Begriff „Teaser“, der der Ausstellung der daadgalerie den Titel liefert. Eher war die Situation in Kassel der Teaser, also das Lockmittel. Denn in der Enge, die dort herrschte, gelang es einem nie, mehr als ein paar Minuten ihres Ugandafilms zu sehen. Das ist jetzt in der Kurfürstenstraße ganz anders, und so lässt sich in aller Ruhe über den ruinierten Flughafen von Entebbe meditieren. Die anderen Ausstellenden, David Claerbout, Annika Eriksson, Susan Hiller Liisa Roberts und Dolores Zinny & Juan Maidagan, allerdings zeigen nur Entwürfe und Skizzen ihrer Projekte, die sie als Stipendiaten des diesjährigen Künstlerprogramms in Angriff nahmen. Man wünscht sich mehr davon zu sehen. Der Wunsch soll sich erfüllen, denn jede/r wird noch mit einer größeren Arbeit vorgestellt werden.
Dass Silva Reichwein ein wenig Angst hatte, die Wände bei Wiensowski & Harbord könnten ihre Bilder verschlucken, ist verständlich. Denn mit dem White Cube haben diese Wände wenig zu tun – und dabei provoziert die Malerei der in Berlin lebenden Schweizer Künstlerin mit subtilen Oberflächen. Die unfreiwillige Camouflage, die ihre Bilder nicht beeinträchtigen kann, betont im Gegenteil die Qualität ihres Konzepts. Mit einem Minimum an Formen – Quadraten und Kreisen – entwickelt Reichwein ein Maximum an Raum- und Farbwahrnehmung. Das paradoxe Oszillieren zwischen räumlicher Tiefe und schierer Oberfläche, zwischen Schärfe und Unschärfe, zwischen der Frage, ob ein Gemälde grün oder doch rosa ist, erscheint wie eine Studie über die „Unentscheidbarkeit“. Exakt an diesen Wänden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen