„Skat hat bei uns Priorität“

Contra, Re und Ramschen sind beim „Deutschlandpokal“ am Wochenende in den Messehallen verboten. 3.000 Zocker und Bundespräsident Johannes Rau werden erwartet

„Allzeit gut Blatt“ werden sich die Klopper von Herz Dame Lippstadt, Waterkant Bremerhaven, den Findorffer Buben oder Pik 7 Zeven wünschen, wenn sie am Wochenende zum großen „Deutschlandpokal“ in die Messehallen einrücken. „Wir haben ein Riesenereignis vor uns“, betont Organisator Willy Janssen, der gestern – wie seine Kollegen vom Deutschen Skatverband (DSKV) – mit DSKV-Ehrennadeln und superschnieken Skat-Schlipsen zur Pressekonferenz antrat.

Zum ersten Mal findet der „Deutschlandpokal“ in Bremen statt. Und Janssen will die 3.092 Teilnehmer vom Hamburger Pokal 1990 natürlich toppen. Schon gebe es Anmeldungen aus Dänemark, Polen oder Italien. Janssen, ganz Bremer, setzt ein Pokerface auf: „Vielleicht gelingt es uns ja, über die Zahl hinwegzuhüpfen.“

Pokern, Zocken oder sogar Pfuschen sind natürlich strengstens verboten. Der DSKV hat ein Skatgericht und sogar eine schwarze Liste. Bei der letzten Weltmeisterschaft hätten zwei Spieler mit Sätzen wie „Wie hat Dortmund gespielt?“ – „1: 1“ gemogelt – Turnierverbot auf Lebenszeit. „Ich habe schon jemanden ausgeschlossen, der hat geheult wie ein Schosshund“, sagt ein DSKV-Mann.

Ramschen, ja selbst „Contra“ oder „Re“-Ansagen sind beim Turnier nicht erlaubt, wenn man die fast 400 Prämien einheimsen will: Spanien-Flugreisen, Bohrmaschinen, Schinken sowie 4.000 Euro samt meterhohem Pokal für den Sieger – „da kannste drin baden“, erklärt Janssen.

„Contra und Re – das ist ja Kartenverrat“, meint DSKV-Vizepräsident Uwe Mißfeldt missmutig und wedelt mit der Internationalen Skatordnung. „Wir wollen das doch sportmäßig betreiben!“

Nur, wenn der alte Klopper Johannes Rau höchstselbst erscheint, sollen alle ihren Grand ouvert beiseite legen und der Kapelle lauschen. Der Bundespräsident (Zweithobby: Briefmarkensammeln) wird nämlich den Pokal überreichen, wenn er mit Willi Lemke ein paar Ründchen gespielt hat. „Das BKA war schon hier und hat alles begutachtet“, erzählt der jetzt angestrengt wirkende Organisator Janssen. Und, auf die Frage, ob die Präsenz des hohen Herren nicht die Konzentration störe: „Für Skatspieler ist die Anwesenheit des Bundespräsidenten sehr angenehm. Aber Skat hat bei uns doch Priorität.“

Kai Schöneberg