: Innovative Verschmelzung
Zwischen Glastonbury und Bombay: Tabla-Virtuose Trilok Gurtu lehnt die Weltmusikschublade ab und spielt lieber für Londoner DJs Samples ein
Samples von Trilok Gurtu sind in der Londoner Club-Szene begehrt, zumindest bei der Asian Dub Foundation oder Talvin Singh drehen sich alte wie neue Platten Gurtus auf dem Plattenteller. Manchmal reist der Percussionist auch auf ein paar Samples an die Themse, wo er wesentlich bekannter sein dürfte als, sagen wir: in Henstedt-Ulzburg. Dort nämlich, vor den Toren der Hansestadt lebt der Musiker, wenn er sich nicht gerade in Bombay aufhält oder auf Tour ist.
In der Jazz-Szene hat der 51-jährige Tabla-Virtuose einen klangvollen Namen. Gemeinsam mit Don Cherry hat er gearbeitet, mit John McLaughlin stand er auf der Bühne, und als Gastmusiker hat er auf Alben von Gilberto Gil, Bill Laswell oder auch Pharoah Sanders mitgewirkt. Trilok Gurtu versteht sich als Brückenbauer zwischen den Kontinenten. Einen alten Traum, die innovative Verschmelzung afrikanischer und indischer Musiktraditionen, erfüllt sich der sympathische Musiker derzeit. Kritiker haben vor drohendem Mischmasch gewarnt, doch Gurtus Vision brachte ihm in den Vereinigten Staaten mit African Fantasy die Spitzenposition in den Worldmusik-Charts ein.
Auf dem Folgealbum The Beat of Love ging Gurtu einen Schritt weiter: Ein Dutzend Gastmusiker aus unterschiedlichen Regionen Indiens und mehreren Staaten Afrikas waren beteiligt an der Suche nach gemeinsamen Entwicklungen in der Musikentwicklung Indiens und Afrikas. Salif Keita ist dabei, und den jungen Senegalesen Wasis Diop könnte sein Gesang auf The Beat of Love zu weiteren Einladungen ins Studio verhelfen. Roop Kumar, in Indien ein Superstar, glänzt auf der Trance-Groove-Nummer „Maya“, die in der britischen Club-Szene viele Liebhaber fand.
Letztlich straft Trilok Gurtu die Kritiker Lügen – nicht zuletzt, weil er sich nicht in die Schublade „Weltmusik“ pressen lässt. Der Begriff ist für den Musiker zu einem Schimpfwort verkommen, benutzt, um Musik mit Elementen nicht westlicher Kulturen zu kategorisieren. „Entweder alles ist Weltmusik – oder nichts“, so Gurtu. Dem Mann geht es schlicht um gute Musik, und davon hat er reichlich im Gepäck: Afroasiatische Funkvibes, Ambient-Raga und Trance Grooves sind es, die Gurtubeim Glastonbury-Festival sowie in Bombay zu einem gern gesehenen Gast machen – die Hamburger-Szene könnte ihn für sich (wieder-) entdecken. Knut Henkel
Montag, 21 Uhr, Fabrik
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