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Krumm und bucklig geschuftet

betr.: „Geht’s den Rentnern zu gut?“, taz vom 5. 11. 02

Hier werden Arbeitslose und junge Familien gegen Rentner ausgespielt, ohne das heutige Problem der beitragsfinanzierten Alterssicherung, wie Trude Unruh es getan hat, zu benennen. Die von Trude Unruh genannte Durchschnittsrente (969 Euro, zu hoch?) setzt eine mindestens 45-jährige Berufstätigkeit bei einem nach heutigem Wert durchschnittlichen Jahreseinkommen von 28.000 Euro, das entspricht einem Stundenlohn von 15 Euro und Berufseintrittsalter von 14 bis 15 Jahren voraus, wie es eben in den Fünfziger- bis Sechzigerjahren üblich war.

Dass es auch Rentner gibt, die sich einen teuren Urlaub leisten können, streite ich nicht ab. Dabei handelt es sich auch um Rentner, die sich in den Aufbaujahren im Bergbau krumm und bucklig gearbeitet haben, ihre freien Tage im Jahr an einer Hand abzählen konnten und nebenbei noch ihre Gesundheit ruiniert haben. Aber von der Ausnahme auf die Regel zu schließen, zeigt, dass Frau Koufen nicht in der Lage ist, die hinter einer Rentenberechnung nach deutschen Sozialversicherungskriterien stehenden Parameter zu beurteilen und die daraus resultierende Rente zu berechnen. Ihr Ansatz, eine Sozialversicherung, die sich neben Leistung auch an Bedürftigkeit und Solidarität orientieren muss, nach marktwirtschaftlichen Rentabilitätskriterien zu betrachten, lässt bei mir die Frage aufkommen: Gibt es in Deutschland noch eine linke Zeitung? FRIEDHELM ZYSK, Würselen

Frau Unruh entwertet sich mit ihrem Artikel. Toller Tipp für die Rente: Polizist werden, zu dick werden, dann monatlich 1.250 Euro kassieren? Aber mal im Ernst – wenn der öffentliche Dienst so traumhaft ist, wo sind dann die Bewerberschlangen, warum sind dann nicht alle heiß drauf? Sollte sich herumgesprochen haben, dass die Kürzungen dort auch nicht freundlicher vorgenommen worden sind? UWE VOGEL, Herrenberg

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