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Gute Argumente

betr.: „Lehrer in die Schule“, taz vom 12. 11. 02

Der Meinung von Frau Volkholz stimme ich zu, dass die LehrerInnen mehr Präsenzzeit in der Schule benötigen. Was sie übersehen hat: als LehrerInnen für Pflegeberufe an Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegeschulen praktizieren wir dies schon von Anfang an. Wir absolvieren unsere Arbeitszeit (38,5 h/Woche) in der Schule, die im Allgemeinen direkt ans Krankenhaus angegliedert ist.

Zum Beispiel kann ein reger Austausch zwischen den LehrerInnen, den Auszubildenden und ihrem Praxisfeld stattfinden, auch außerhalb der Unterrichtszeiten. […] Sollte Frau Volkholz einmal über ihren Tellerrand blicken und die Situation in der Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegeausbildung mit bundesweit über 70.000 Auszubildenden an rund 900 Schulen (1997) einbeziehen, wird sie bestimmt gute Argumente finden.

CLAUS-HENNING AMMANN, Bielefeld

Haben Sie in den letzten Jahren mal in einer Hauptschule unterrichtet? Können Sie sich vorstellen, wie es da zugeht? Zum Beispiel so: 30 SchülerInnen in einem Klassenraum ohne Schallabsorption und Lüftung, mindestens 15 von ihnen damit beschäftigt zu reden, Briefchen zu schreiben, Gegenstände durchs Klassenzimmer zu werfen, herumzulaufen, sich gegenseitig zu beleidigen oder zu prügeln. […] Haben Sie Kenntnis darüber, was Schüler heute überhaupt noch beeindruckt? Schlechte Noten, Zusatzaufgaben, Elterngespräche, Klassenkonferenzen, positive Motivation? Meinen Sie wirklich, das zieht heute noch bei Schülern, die keine Perspektive sehen und nie gelernt haben, zu lernen oder ein paar wichtige Grenzen zu akzeptieren? […]

Lehrer in die Schule, ja! Und zwar zunächst einmal die doppelte Anzahl von Lehrkräften pro Klasse mit solch schwierigen Schülern. Vorher ist alles Gequatsche von Unterrichtsstilen und Präsenzzeit in der Schule nur eine Belastung für LehrerInnen, die nach sechs Stunden Unterricht in solchen Verhältnissen nichts nötiger haben als endlich nach Hause zu kommen und für einige Momente Ruhe zu genießen. Aber das Gequatsche von Pädagogik und Kooperation, die in diesen realen Schulen noch gar keinen Platz hat, ist ja viel billiger als eine Bildungsinvestition, die die katastrophalen Arbeitsbedingungen während des Vormittags ernst nimmt und endlich für kleine Klassen und Alternativen während der ganz normalen Unterrichtsstunde sorgt. Jetzt droht auch noch die Verlängerung dieser Katastrophe in den Nachmittag hinein!

LUKAS MAUL, Köln

Da gibt es folgende Passage in dem Artikel: „Es ist also wichtig, die negative Arbeitszeitstruktur von Lehrkräften zu verändern. Lehrerverbände verteidigen mit Zähnen und Klauen, dass nur die Unterrichtsverpflichtung formell geregelt wird und der Anteil an individuell verfügbarer Zeit möglichst groß bleibt. Dies ist ein zentraler Fehler, besteht doch in diesem vermeintlichen Vorteil ein gravierender Belastungsfaktor. Hier sind die Lehrerverbände und Gewerkschaften gefordert. Solange sie gegen jede Form von Präsenzzeit Sturm laufen, wird sich an ihrem Stress nichts ändern.“

In Bremen beschränken sich die Versuche seitens des Arbeitgebers darauf, Präsenzzeiten obendrauf zu packen, z. B. die letzte Woche der Sommerferien für irgendwelche Konferenzen in der Schule. Präsenzzeiten ohne Änderung des Unterrichtsmodells und der Unterrichtsverpflichtung, ohne Bereitstellung von Arbeitsräumen etc. sind etwas, gegen das man nicht nur Sturm laufen muss, sondern das mit Zähnen und Klauen bekämpft werden muss. […] WOLFRAM BÖCK, Bremen

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