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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Justitia ist blind wie ein Maulwurf, schreibt der französische Philosoph Marcel Camus in seinem Werk „Die Augen“. Ein Satz, der heute Widerspruch ernten muss. Seit 1968, als ich leider noch zu den Linken gehörte und die Auseinandersetzung mit dem Recht auf der Tagesordung stand, hat sich die Justiz, die Judikatur, die Jurisprudenz weiterentwickelt. Selbst falsche Einwürfe von allen Seiten konnten Justitias aufrechten Gang nicht verbiegen. Zu Recht ist die Blinde mit der Waage seit der Antike die Verkörperung, wenn nicht das Symbol für Gerechtigkeit. Mögen auch ein paar schwarze Schafe ihre weiße Weste befleckt haben, die römische Göttin steht ihren Mann als Turm in der Schlacht des Streits. Auch und gerade unter dem Zepter einer ausufernden Spaßgesellschaft strahlt Justitita eine Ruhe, Umsicht und Besonnenheit aus, die den Wogen des Zeitgeists gut zu Gesicht ständen. Das mag wie ein alter Hut klingen, aber Justititas Hände öffnen sich sanft, sensibel und zärtlich. Für uns alle.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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