: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Berühmte Frauen hausen im literarischen Totenreich von Elfriede Jelinek schon immer wie Zombies, die auf ihre Erlösung warten. Diesmal sind „Jackie und andere Prinzessinnen“, also Jacqueline Kennedy, Ingeborg Bachmann und Sylvia Plath an der Reihe. Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ gibt die Tonart vor, das Drama der begabten Frau das Programm. Elfriede Jelinek hat ihr Stück Elisabeth Trissenaar auf den Leib geschneidert, Hans Neuenfels wird es inszenieren (Kammerspiele des Deutschen Theaters, Premiere Sonntag). Auch Ivan Stanev, 1959 in Bulgarien geboren, besitzt ein großes Talent, noch die entlegensten Stoffe thematisch zu verlinken. In seiner Inszenierung „Luxor Las Vegas“ schlägt er einen Bogen von den Pharaoengräbern zum Casinokapitalismus heute. Während man also einerseits im Deutschen Theater mit Jackie O., Sylvia Platz und Ingeborg Bachmann eine Tupper-Party feiert, zerstört in den Sophiensaelen der Aufprall eines Asteroiden das Wüstenbabel Las Vegas. Nur das 4.500-Betten-Casinohotel Luxor bleibt übrig. Game Over, Leute. Ab jetzt wird nur noch Russisch Roulette gespielt (Sophiensaele, Premiere Freitag). Auch der gute, alte Faust hat immer wieder die Dichter fasziniert, zum Beispiel Gertrude Stein. Der amerikanischen Megapoetin haben einst Goethes letzte Worte „Mehr Licht“ ziemlich zu denken gegeben, weshalb sie Faust als genialen Edison die Glühbirne erfinden lässt. „Dr. Faustus Lights The Lights“ hat Michael Simon jetzt im Maxim-Gorki-Theater inszeniert (Premiere Samstag), während die Volksbühne mit dem Praterfernsehen weiter eifrig an der zeitgemäßen Umwandlung des Hauses in eine Sendeanstalt arbeitet: Donnerstag und Freitag mit René Polleschs Soap „Ich schneide schneller“.
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