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Minderwertigkeitssteuer

betr.: Vorschlag zur Aufbesserung der Bundesfinanzen

Auf der fast süchtigen Suche nach neuen Steuerquellen hätte ich eine neue Steuerform anzubieten: die Minderwertigkeitssteuer.

Was Karl Marx als Mehrwert erkannt hat, die Leistung der Arbeiter, einem Rohstoff mehr Wert hinzufügen, muss man in der heutigen Zeit der um sich greifenden Kosteneinsparungen vielmehr umgekehrt sehen. Firmen stellen aus Rohstoffen Produkte her, denen man nur schwerlich einen Mehrwert zuerkennen kann. Nehmen Sie zum Beispiel die Billigangebote der Supermarktketten. Unter diesen finden sich vermehrt Produkte, die zwar noch ihre Bestimmung erkennen lassen und anfänglich unter Beweis stellen, dann aber kläglich versagen. Der Toaster verschmurgelt seine Abschaltfunktion, die aus einem elektronischen Timer besteht und nicht wie früher aus einem simplen Federuhrwerk. Die Kaffeemaschine versagt ihren Dienst, weil die letzte Entkalkung die Heizstäbe mit entkalkt hat, die Waschmaschine erleidet ein heftiges Schleudertrauma, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat, und der Fernseher macht gerade seine blaue Periode durch, während der Anrufbeantworter an einer besonderen Art von Gedächtnisverlust leidet. Da wird der Verfall eben mit einkalkuliert, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Garantiezeit.

Auf so was sollte man auch eine Steuer erheben, finde ich. Die muss dann der Produzent zahlen, damit wieder eine Wettbewerbsgerechtigkeit hergestellt wird. Man sollte auch überlegen, ob diese Steuer dann nicht auch konsequenterweise auf die Regierung selber angewendet werden kann. Sobald sie minderwertige Gesetze oder Verordnungen und Beschlüsse tätigt, zahlt sei eine Minderwertigkeitssteuer indem sie die Mehrwertsteuer senken muss. Bis wir dann bei der Nullwertsteuer angelangt sind. In den Zeiten der Zerotoleranz wird das sicherlich auch jenseits des Atlantiks seine Zustimmung finden. NORBERT MALLIK, Konstanz

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