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Zwei Tote bei Unruhen in Osttimor

Bei Protesten in der Hauptstadt Dili kommt es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Aufgebrachte Demonstranten zünden das Haus des Premierministers an

BERLIN taz ■ Bei den schwersten Unruhen seit der Unabhängigkeit Osttimors sind am Dienstag und Mittwoch mindestens zwei Menschen erschossen worden. Zu den Zusammenstößen kam es, nachdem sich am Dienstag etwa 500 Demonstranten vor dem Parlament versammelt hatten. Sie protestierten gegen die Verhaftung eines unter Mordverdacht stehenden Studenten.

Warum die Situation kippte und die anfangs friedliche Demo schließlich in einem Zerstörungszug durch Hotels und Geschäfte endete, blieb zunächst unklar. Nach Angaben eines Augenzeugen soll die Polizei das Feuer eröffnet haben. Ein Teil der aufgebrachten Menge steckte das Haus von Premierminister Mari Alkatiri in Brand.

Präsident Xanana Gusmao hatte zunächst mit einem persönlichen Auftritt vor dem Polizeirevier versucht, die Demonstranten zu beruhigen – erfolglos. Polizisten mussten ihn und sich schließlich ins Innere des Gebäudes retten.

Verwirrung lösten die unterschiedlichen Erklärungen darüber aus, ob auf der erst seit dem 20. Mai unabhängigen Inselhälfte der Ausnahmezustand ausgerufen würde. Innenminister Rogerio Lobato hatte zunächst mitgeteilt, es werde unverzüglich der Ausnahmezustand einschließlich einer Ausgangssperre ab 19 Uhr verhängt. UN-Kreise bestätigten diese Information.

Präsident Gusmao teilte jedoch am Abend mit, dass die Lage nun wieder ruhig sei. Die Regierung habe nicht die Absicht, einen Ausnahmezustand auszurufen, so Gusmao. Die Ursachen der „von bestimmten Interessengruppen ausgenutzten“ Gewalt würden untersucht.

Bereits in den letzten Tagen mehrten sich die Anzeichen für zunehmende Unruhe in Osttimor. In der vergangenen Woche war bei gewalttätigen Demontrationen vor einem Polizeirevier in Baucau, der zweitgrößten Stadt Osttimors, ein Mann ums Leben gekommen.

In Osttimor leben 40 Prozent der Einwohner unter der Armutsgrenze von einem Dollar am Tag. Arbeits- und Perspektivlosigkeit gelten als größtes Zukunftsproblem. Vor allem die Veteranen der einst gegen die indonesische Besatzung kämpfenden Falintil-Bewegung, von denen sich viele erfolglos bei der Polizei bewarben, äußern immer öfter ihren Unmut.

Zudem hatte Präsident Gusmao in der vergangenen Woche noch Öl ins Feuer gegossen, als er öffentlich den Rücktritt des Innenministers Lobato forderte. Dieser hatte verlangt, man solle die Veteranen bei der Rekrutierung bevorzugen. ANETT KELLER

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