Olympische Blütenträume

Die Bewerbung um Olympia 2012 verdeckt die Konzeptionslosigkeit Hamburger Politik. Wenn es dennoch klappt, gibt es reichlich Probleme; wenn nicht, sind sie unlösbar

Geradezu rührend mutet es an, wie Hamburg um die Olympischen Spiele 2012 buhlt. Erstaunlich nachgerade, wie aus einer jahrzehntelangen sportlichen Einöde im Handumdrehen eine Event-City mit Handball- und Eishockey-Bundesliga, Triathlon-Weltcup, Fußball-WM und noch einer weiteren Arena wird. Was aber passiert mit dieser vorgeblich vom Sportsgeist erleuchteten Stadt aus Feuer und Flamme, wenn's schief geht?

Es gibt gute Gründe, sich für Olympia zu bewerben. Soziale, ökologische oder gar sportliche wurden dafür – wie merkwürdig! – offiziell noch nicht genannt, dafür umso mehr ökonomische, standort- und tourismuspolitische; auch stadtentwicklungs- und infrastrukturpolitische Motive werden zahlreich aufgeführt. Dumm nur, dass andere Städte das genauso sehen.

Mag sein, dass die Elbmetropole bei der Auswahl durch das Nationale Olympische Komitee (NOK) am 12. April nächsten Jahres sich durchzusetzen vermag. Als die NOK-Prüfer Anfang Oktober Hamburg unter die Lupe nahmen, fanden sie alles, aber auch alles, „beeindruckend und faszinierend“. Die zweite Bewährungsprobe aber ist eine internationale: Dann heißen die Konkurrenten nicht mehr Leipzig oder Düsseldorf, sondern London und Paris, San Francisco oder New York.

Hoch ist mithin das Risiko, leer auszugehen. Die Folgen wären fatal: In die Hafen-City, als Olympia-Zentrum auserkoren, würde dann nicht einmal die geplante und überteuerte U-Bahn fahren, weil das Projekt aus Geldmangel gestoppt würde. Und für eine Reihe anderer Prestigeobjekte käme ebenfalls das Aus, weil sie nur für Olympia geplant sind, nicht aber für die BewohnerInnen dieser Stadt.

Die Fixierung auf das Eine verdeckt die politische Konzeptionslosigkeit. Mit Olympia würde Hamburg einen Haufen Probleme zu bewältigen haben. Sollten die olympischen Blütenträume aber platzen, werden sie unlösbar sein. SVEN-MICHAEL VEIT