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Zweiter Teil der „Hobbit“-KinotrilogieAlle Jahre wieder

Peter Jackson entfaltet in „Smaugs Einöde“ erneut sein Geschick für Actionszenen, wobei der Film in sein eigenes Computerspiel übergeht.

So düster ist es nur im Düsterwald – und Gandalf (Ian McKellen) ist mittendrin. Bild: Warner Bros

Früher – in der Vorweihnachtszeit sei diese großmütterliche Eröffnung gestattet – gab es diese familiäre Endjahressitte: Da wurden für die Kinder Spielwelten wie Puppenhäuser oder Modelleisenbahnen aufgebaut, in denen die Kleinen dann rund um die Feiertage ihre Fantasien austoben durften. Irgendwann im Januar wurde wieder abgebaut und bis nächsten Dezember sorgfältig verstaut.

Als Kind bedeutete das, dass man jedes Jahr also zur gleichen, eventuell leicht umgebauten Pappmachee-Fantasy-Location zurückkehrte und im Wesentlichen die gleichen Geschichten nachfantasierte. Genauso fühlt es sich mit den Tolkien-Verfilmungen von Peter Jackson an.

Das bedeutet erst mal nichts Schlechtes. Man muss auch gar kein Tolkien- oder Jackson-Nerd sein, um tatsächlich ein bisschen freudige Erwartung zu verspüren bei der Aussicht, noch einmal in „Mittelerde“ eintauchen zu können, diesen von Jackson und seinen Ausstattern mit so viel Detailliebe zum Leben erweckten Kosmos, der die raue Schönheit Neuseelands mit vielerlei originellen Gestalten und noch mehr Tricktechnik verbindet.

Der Film

„Der Hobbit – Smaugs Einöde“, USA 2013, 161 Minuten. Regie: Peter Jackson. Mit Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Mikael Persbrandt, Orlando Bloom u. a.

Wovor die Pädagogen von einst immer gewarnt haben, dass nämlich die fixen Filmbilder die freie Imagination der Buchbeschreibungen überlagern, das wird hier wahr: Von den windigen Höhen des „Nebelgebirges“ bis in die verfallenen Zwergenstädte unter dem „Einsamen Berg“, von den haarigen Füßen der Hobbits bis zu den Frankenstein-Körpern der Orks, vom sirenenhaften Leuchten des „Arkensteins“ bis zum bösen Auge Saurons – Jackson hat für alles eine einschlägige visuelle Lösung gefunden. Und wer schon immer Schwierigkeiten hatte, sich Tolkiens „Düsterwald“ vorzustellen, der bekommt ihn hier vorgeführt, mit seinen wispernden Stimmen, seinen wie lebendig scheinenden Bäumen und den lauernden Riesenspinnen.

Seit Jackson in 3D filmt, hat sich der letzte Vorteil der Pappmachee-Welten von einst erledigt, zumal Andrew Lesnies Kamera es nicht lassen kann, wieder und wieder die Filmkulissen von oben nach unten abzufahren, sich spielerisch in ihre Winkel zu begeben, wie um augenzwinkernd anzuzeigen, dass es sich hier auch wirklich um „echtes“ 3D handelt. In den „Herr der Ringe“-Filmen deutete es sich bereits an, in den „Hobbit“-Filmen scheint es umgesetzt: Der Film geht nahtlos in sein eigenes Computerspiel über.

Punkte für den Endscore sammeln

Das schlägt sich auch im erzählerischen Aufbau der diesmal „nur“ 160 Minuten (der erste Teil war neun Minuten länger) nieder: Mehr noch als „Eine unerwartete Reise“ ist „Smaugs Einöde“ ein Stationendrama, das sich von Aufgabe zu Aufgabe hechelt, als gelte es, Punkte für einen Endscore zu sammeln.

Nach einer eleganten Einleitung, die chronologisch noch vor die Ereignisse des ersten Teils zurückspringt und diese zugleich auf elegante Weise zusammenfasst, wird die Handlung nahtlos fortgesetzt. Die vertrauten Figuren des Hobbits Bilbo (Martin Freeman), des Zauberers Gandalf (Ian McKellen) und des Zwergenkönigs Thorin (Richard Armitage) mit seinen zwölf Gefolgsleuten werden noch immer von Orks verfolgt. Vor deren Übermacht können sie sich gerade noch rechtzeitig in die kleine Festung des „Pelzwandlers“ Beorn (Mikael Persbrandt) retten, der seinerseits nicht ungefährlich ist.

Und so geht es weiter in einem fort: mit Düsterwald und seinen Riesenspinnen, den schroffen Waldelben und ihren Kerkern, der Seestadt, ihren hungernden Bewohnern, einem überall lauernden Geheimdienst und einem heldenhaften alleinerziehenden Vater (Luke Evans), und dann, natürlich, zum Einsamen Berg und seinem einsamen einzigen Bewohner, dem Drachen Smaug, der es Dagobert Duck nachmacht und in seinem Schätzen badet.

Notwendige Atemlosigkeit

Wurde am ersten Teil noch bemängelt, dass Jackson, um seine Trilogie vollzumachen, die dünne Vorlage allzu sehr auswalze, besitzt der zweite wieder jene Atemlosigkeit, die ein 160-Minuten-Film braucht, um über die Runden zu kommen. Für die Entwicklung der Figuren bleibt da kaum Zeit, und auch auf epische Andeutungen über schuldige Vorfahren und alte Versprechen werden nur wenige Zeilen verwandt. Was ausgedehnt wird, sind einzig die Actionszenen, in denen Jackson einmal mehr sein ganzes Geschick entfaltet, seinen Sinn für flott durchchoreografierte „Martial Arts“ genauso wie fürs eklige Detail abgeschlagener Orkköpfe.

Im Ganzen hat „Smaugs Einöde“ weit mehr zu bieten als der erste Teil – und trotzdem wird man das Gefühl nicht los, mit dem Spielzeug aus alten Zeiten bedient zu sein. Sicher, noch einmal den Elb Legolas (Orlando Bloom) über Zwergenköpfe tanzen zu sehen, während er zielgenau Pfeile auf Orks abfeuert, kann das Herz alter „Ringe“-Fans zum Schlagen bringen – weckt aber auch die sentimentale Erinnerung daran, dass die Elbeneleganz, mit der Legolas vom eben erschlagenen Elefanten heruntersurfte, im „Herrn der Ringe“ noch Szenenapplaus auslöste.

Dem Gefühl des Aufgewärmten kann auch die beste Neuerfindung des Films, Evangeline Lilly als Elbenkriegerin Tauriel, nicht wirklich abhelfen: Zwar erhöht sie den Frauenanteil des Tolkien-Universums auf dringend notwendige Weise, doch auch sie erscheint Heilkräuter knetend nur wie eine Widergängerin vorheriger Gestalten. „Smaugs Einöde“ ist kein Kinderfilm ist, doch am Ende fragt man sich: Bin ich vielleicht inzwischen zu alt dafür?

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9 Kommentare

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  • G
    Gelungen

    Ich konnte mich für den Film begeistern. Nicht nur das Buch "Der Hobbit" wurde, wie auch bereits im ersten Teil, verfilmt, sondern es wurde auch Bezug auf bspw. das "Silmarillion" genommen. Auch wurden Teile komplett neu erfunden. Die Person Tauriel ist sehr gelungen.

    Ich wurde nicht enttäuscht.

  • FS
    Fünf sind zwei zu viel

    Nichts gegen Jacksons Leistung beim Herr der Ringe. Ich war begeistert von der Umsetzung, hätte das nicht für möglich gehalten. Aber den Hobbit hätte ich - zugegeben, bei allem Humor, der in den Dialogen liegt - nicht gebraucht. Denn auch für sauteure Spezialeffekte gilt, dass sie billig wirken können, wenn man überzieht.

  • Komm gerade aus dem Film und fand ihn enttäuschend: Mehrere Handlungsstränge wurden begonnen und kein einziger zu Ende geführt. Optisch hatte der Film zwar eine Menge zu bieten aber die Charaktere blieben doch außer Tauriel sehr flach. Die € 12,50 (!) hätte ich mir sparen sollen.

  • H
    Hörspielfreak

    Ein Tipp für alle, die mit diesem erst ausgehöhlten und dann wieder zum Actionspektakel aufgeblasenen Film nichts mehr anfangen können: Es gibt eine wunderbare Hörspielfassung des WDR von 1980 vom Hobbit, ca. 250 Minuten lang. Liebevoll bearbeitet, gespielt und produziert. Auch(!) für Kinder geeignet. "Der kleine Hobbit", WDR 1980, (auch unter "Der Hobbit" auf CDs erschienen), von Heinz-Dieter Köhler und

    Ingeborg Oehme-Tröndle, u.a. mit Martin Benrath, Horst Bollmann als Bilbo, Bernhard Minetti als Gandalf, Heinz Schacht, Wolfgang Spier, Rolf Schult, Friedrich W. Bauschulte, Benno Kusche als Smaug, und einem genialen Jürgen von Manger als Gollum.

  • HD
    Hurra, der Hobbit ist wieder da

    "Bin ich vielleicht inzwischen zu alt dafür?"

    Nein, dafür werde ich nie zu alt sein!!!

  • FS
    Fünf sind zwei zuviel

    Jackson hätte es besser bei den ersten drei Filmen belassen. Der Hobbit war eine Enttäuschung. Gesangsszenen wie bei Disney, sich immer wiederholende Actionszenen, wie etwa die Stürze ins bodenlose, die allerdings nie einen Schaden bei den Protagonisten anrichten, oder die Kämpfe mit dem Mut der Verzweiflung gegen eine absolute Übermacht, die dann doch irgendwie immer gewonnen werden... Ich weiß nicht, bei den ersten drei Filmen war das nachvollziehbar, beim Hobbit hingegen, wirkte es unendlich aufgesetzt. Manches wirkte wie billiger Slapstick. Schade, hier ramponiert einer seine eigene Legende.

    • G
      Grimm
      @Fünf sind zwei zuviel:

      Das war kein billiger Slapstick, sondern sehr teurer! Und noch mehr: Es war guter Slapstick, wie man ihn heute nur noch selten sieht. Und ein Regisseur, der Millionen ausgibt, um Sylvester McCoy oder Martin Freeman die Gelegenheit zu einer kleinen Perle des physischen Humors zu geben, kann kein schlechter Mensch sein. Was mir gefällt am Hobbit, ist der Humor!

  • E
    eintaucher

    Filme wie diese muss man einfach genießen:

    Ins Kino gehen, Popcorn mitnehmen, Verstand ausschalten und einfach eintauchen in diese andere Welt.

    Das ist Sinn und Zweck solcher Filme; mal für 160 Minuten in eine andere Welt eintauchen!

    Apropos Tauchen:

    Auch wenn ich vielleicht schon etwas "zu alt" bin, liebe ich es,in eine Badewanne voll warmem, duftenden Wassers einzutauchen - das Wasser ist auch stets das gleiche, aber egal; genießen muss man es einfach!

    • FS
      Fünf sind zwei zu viel
      @eintaucher:

      Passt nicht so direkt zum Thema, aber das muss jetzt mal raus...

       

      "Ins Kino gehen, Popcorn mitnehmen..."

       

      Nein, auch so ein Knusperer und Raschler vor dem Herrn? Das ist der Grund, warum mir als alter Cineast der Kinobesuch immer etwas vermiest wird. Da wird geschlürft und gekaut - eine Geräuschkulisse wie auf dem Jahrmarkt. Liebe Kinobesucher - könnt ihr das nicht Zuhause auf dem Sofa machen? Nicht alleine, dass mich die Esserei nervt, nein, da muss auch noch zwingend ein halber Liter Brause getrunken werden, damit man auch ja garantiert bekommt, dass ein paar Schwachbläsler sich während der Vorstellung durch die Reihen zwängen auf dem Weg in Richtung Klo.

       

      Bitte nicht beleidigt sein, es ist nur meine bescheidene Meinung dazu. Aber wegen der Verkoster fällt mir das Eintauchen immer etwas schwer.