Zeitungsverlage vs. Google: VG Media wird gekappt
Einige deutsche Medienhäuser streiten mit Google um die Bezahlung von Inhalten. Um einen Teil davon weiter zeigen zu können, greift Google nun zur virtuellen Schere.
BERLIN dpa | Im Streit um das Leistungsschutzrecht für Presseverlage in Deutschland wird Google bestimmte Medien-Inhalte künftig deutlich weniger umfangreich darstellen. Online-Artikel von Verlagen, die von der VG Media vertreten werden, werden vom 9. Oktober an //news.google.de/news?hl&q&sourceid=navclient-ff&rlz=1B7GGLL_deDE401DE402&ie=UTF-8:auf Google News und bei der allgemeinen Google-Suche nur noch mit der Überschrift angezeigt und verlinkt. Das kündigte der Chef von Google Deutschland, Philipp Justus, am Mittwoch in einem Blogeintrag an.
„Die Webseiten werden von uns nicht aus dem Index genommen, sondern weiterhin bei Google auffindbar sein“, sagte Justus der Nachrichtenagentur dpa. „Es entfallen allerdings die Textanrisse sowie ein mögliches Vorschaubild.“
Betroffen sind 170 Verleger-Websites in Deutschland, darunter Angebote von Axel Springer, Burda, Funke, Madsack und M. DuMont Schauberg. Weiterhin stehen 20 Sites von TV-Sendern sowie 59 Angebote von Hörfunkstationen auf der Liste der Verwertungsgesellschaft VG Media, die ihre Rechte aus dem LSR-Gesetz übertragen haben und gegen Google vorgehen.
Andere Verlagsportale wie spiegel.de, faz.net, sueddeutsche.de, handelsblatt.com und zeit.de, die nicht ihre Rechte aus dem LSR an die VG Media abgetreten haben, werden weiterhin wie gewohnt mit Textausrissen („Snippets“) und Vorschaubildern („Thumbnails“) auf den Google-Seiten angezeigt.
„Entgeltfreie Darstellung“ der Snippets nicht gewünscht
Mit der Änderung reagiere Google auf die Rechtsunsicherheit, die nach der Verabschiedung des LSR entstanden sei, sowie auf die Klage der VG Media, erklärte Justus. „Wir sind der Meinung, dass unsere Angebote nicht gegen das LSR verstoßen, manche Verlage sehen das aber anders.“ Um juristische Risiken zu minimieren, verkürze Google nun die Inhalte auf die Überschrift und den Link zum Originalartikel.
Das LSR erlaubt Verlagen, von anderen Unternehmen eine Lizenzgebühr für die Verwendung ihrer Inhalte im Internet zu verlangen. Dabei geht es vor allem um Suchmaschinen und automatisierte Nachrichtensammlungen, die Verlagstexte verwenden. Allerdings können einzelne Wörter weiterhin lizenzfrei verwendet werden. Darunter fällt den Kommentaren zum LSR zufolge auch eine verlinkte Überschrift.
Justus betonte, Google habe sich gewünscht, den Internet-Nutzern und Zeitungslesern weiterhin auch Textanrisse und Vorschaubilder von allen Verlagen liefern zu können. Nach einer Klage der VG Media gegen Google gehe man davon aus, dass die „entgeltfreie Darstellung“ der Snippets nicht gewünscht sei. Auf der anderen Seite habe das Bundeskartellamt klar festgestellt, dass Google nicht verpflichtet werden könne, LSR-Inhalte einzukaufen.
Im Gegensatz zu kleineren Suchmaschinen habe Google sich aber bewusst dafür entschieden, die Inhalte der betroffenen Verlage nicht aus dem Index zu nehmen oder zu benachteiligen. „Wir werden nicht unseren Algorithmus ändern.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“