Verkehrsexperten kritisieren A100: Forscher lehnen Autobahnplanung ab
Bei einer Fachtagung der TU sprechen sich Verkehrsplaner gegen die A 100 aus. Die Autobahn werde nicht für weniger Verkehr, sondern für mehr sorgen - und die Kiezstruktur zerstören.
Zukunftsforscher und Verkehrsplaner kritisieren die Planungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur A 100. Auf der Fachtagung "Zukunftsforschung für eine nutzerorientierte Verkehrsplanung" diskutierten internationale Experten am Mittwoch und Donnerstag über die künftige Entwicklung von Mobilität und Verkehr in Großstädten. Dabei nahmen die Wissenschaftler kein Blatt vor den Mund: "Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung weiß nicht, wie man ordentlich plant", sagte der emeritierte Professor für Zukunftsforschung und Technologieentwicklung Peter Mettler.
Mettler, dessen Vater Autobahnbauer war, sagte, der Bau der Stadtautobahn werde nicht halten, was die Senatsverwaltung auf ihrer Webseite verspricht: nämlich die "Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu befreien". Mettler sagte dagegen, "dafür ist eine Verkehrsader nötig, die in die Kiezstruktur integriert ist". Eine Autobahn sei dies naturgemäß nicht: Sie zerreiße im Gegenteil die Kiezstruktur, weil sie nicht überquerbar ist.
Zerstörte Kiezstruktur
Im Hörsaal der TU eröffnete am Mittwochabend eine internationale Koryphäe auf dem Gebiet der Zukunfts- und Mobilitätsforschung die Fachtagung mit einem Vortrag. Für den Verkehrswissenschaftler David Banister von der Universität Oxford gibt es nur einen Ausweg, um nachhaltige Verkehrssteuerung zu entwickeln: die Bereitschaft der Nutzer auf langsamere Fortbewegungsmittel umzusteigen. Weil 71 Prozent der CO2-Emissionen in Europa auf den Straßen ausgestoßen werden, wie Banister sagte, gelte es vom Straßenbau wegzukommen.
Das sieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung anders. Auf ihrer Webseite erklärt sie, ohne die geplante Verlängerung der A 100 sei keine flotte Autofahrt von Marzahn nach Schöneberg möglich. Durch die Verlängerung der Autobahn werde der Verkehr auf den großen Straßen gebündelt und die Kieze würden entlastet. Dagegen sagte Banister: "Das funktioniert nur, wenn die Autobahnverlängerung an eine bereits bestehende Schnellstraße anschließt." Die A 100 jedoch würde den Verkehr auf die Frankfurter Allee im Boxhagener Viertel entlassen. Ein Lückenschluss zum Stadtring Nord ist nicht vorgesehen.
Hinzu kommt: "Je mehr Straßen da sind, desto mehr werden sie genutzt. Es ist banal", erklärte die Leiterin des Fachgebiets integrierte Verkehrsplanung der TU Berlin, Christine Ahrend. Die Senatsverwaltung glaubt dagegen, dass die A 100 keine Auswirkungen auf das abnehmende Verkehrsaufkommen in Berlin hat.
Die Wissenschaftler bezweifeln, dass Alternativen zur A 100 für ein nachhaltigeres Stadtbild von den Volksvertretern in Betracht gezogen wurden. Banister zufolge gibt es von diesen genug. "Ich würde euch in Berlin empfehlen, in Zugstrecken zu investieren."
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