Umgang mit Nordkorea: Isoliert in einer ratlosen UNO
Zur Beilegung des Konflikts mit Nordkorea hat die internationale Gemeinschaft keine anderen politischen Alternativen als Sanktionen.
Der dennoch erfolgte einstimmige Sanktionsbeschluss zeigt zweierlei: In der UNO ist Nordkorea so stark isoliert wie kaum ein anderer der 193 Mitgliedstaaten. Und die Weltorganisation hat in den letzten 15 Jahren der ständigen Eskalation des Nordkoreakonflikts keine anderen politischen und diplomatischen Handlungsalternativen zur Beilegung des Konflikts entwickelt.
In einer Reihe anderer Krisen mit weitaus geringerem Gefährdungspotenzial für den Weltfrieden ergriff der UNO-Generalsekretär hingegen allein oder gemeinsam mit dem Rat die Initiative, ernannte einen Sonderbeauftragten oder agierte gar selbst als Vermittler. So wie zum Beispiel der frühere Generalsekretär Kofi Annan im Irakkonflikt der 90er Jahre.
Im Fall Nordkorea verließ man sich in der New Yorker UNO-Zentrale bislang jedoch auf das 2008 begründeten Verhandlungsformat der „Sechsergespräche“ unter Beteiligung Nord- und Südkoreas, Japans, Chinas, Russlands und der USA. Diese Sechserrunde ist allerdings bereits seit 2011 nicht mehr zusammengetreten. Denn Nordkorea fordert zumindest einen parallelen bilateralen Dialog mit den USA – was bereits von der Obama-Administration abgelehnt wurde und unter Präsident Trump noch unrealistischer erscheint.
Wer könnte auf der anderen Seite die Regierung in Pjöngjang zur Deeskalation in der aktuellen Krise bewegen, wo dies doch selbst dem großen Nachbarn und angeblichen Verbündeten China nicht gelungen ist? Auf diese Frage weiß in der UNO derzeit niemand eine Antwort. Auch das zeigt die tiefe Isolation Nordkoreas.
Die zahlreichen Verurteilungen der Regierung durch den Menschenrechtsrat in Genf und die Generalversammlung in New York erfolgten in den letzten 15 Jahren mit großer Mehrheit, ohne nennenswerten Widerspruch durch andere Staaten. Die Austrittserklärung Nordkoreas nicht nur aus dem NPT, sondern auch aus dem UNO-Abkommen über politische und zivile Menschenrechte führte zu erheblichem Misstrauen bei vielen anderen Ländern.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen