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UmbenennungenDas ist keine Petitesse

Die Debatte um die Umbenennung der Beuth-Hochschule, die den Namen eines Antisemiten trägt, ähnelt der Diskussion über Straßennamen im Afrikanischen Viertel.

Nach dem deutschen Kolonialisten Adolf Lüderitz benannte Straße im Afrikanischen Viertel in Wedding Foto: dpa

Es ist schon erstaunlich, was manche Menschen für Anstrengungen unternehmen, um nicht zu Rechtfertigendes doch zu rechtfertigen. Zum Beispiel den Namen einer Hochschule, der auf einen Antisemiten zurückgeht. Oder Straßen, die Kolonialisten als Namenspatronen haben.

An der Beuth-Hochschule in Wedding wurde in dieser Woche erneut über ihren Namensgeber diskutiert. Das ist einerseits gut und ehrenwert, andererseits stehen die Argumente der Beuth-Unterstützer, allen voran des ehemaligen Hochschulleiters Reinhard Thümer, in dessen Amtszeit die Benennung der Hochschule nach Beuth fiel, schon länger auf tönernen Füßen.

Thümers Zweifel daran, dass Beuth expliziter Antisemit war, sind nicht zu halten, sagen die Historikerexperten vom Zentrum für Antisemitismusforschung. Umso trauriger, dass sich auch die aktuelle Hochschulleitung nicht zur Umbenennung durchringen kann.

Gewisse Parallelen zur Umbenennungsdiskussion im unweit der Hochschule gelegenen Afrikanischen Viertel, die ebenfalls diese Woche erneut hochkochte, drängen sich auf. Auch hier gibt es starke Widerstände gegen neue Namen – mit teils ab­strusen Argumenten wie dem, die Umbenennung der Straßen koste Geschäftsleute viel Geld, das anderswo besser ausgegeben sei.

Eine Konsequenz aus Einsicht

Es gibt sicher verschiedene Erklärungen dafür, dass das Beharren auf offenkundig Falschem bisweilen so stark ist. Im Fall Beuth mag es sein, dass ein ehemaliger Hochschulleiter um sein „Lebenswerk“ bangt und darum Hanebüchenes behauptet. Allerdings schwingt in seinem Argument, zu Beuths Zeiten sei Antisemitismus ja weit verbreitet gewesen, ein Relativismus mit, den heutzutage nicht wenige vertreten und dem es entschieden entgegenzutreten gilt. Schließlich macht die Tatsache, dass Antisemitismus – ebenso wie Rassismus und Kolonialismus – weit verbreitet war, die Sache nicht besser.

Ähnliches kann man den Geschäftsleuten entgegenhalten: Neue Namen sind keine Petitesse, keine spinnerte Luxusidee, die linke Ideologen auf Kosten hart arbeitender „Normalbürger“ durchdrücken wollen. Sondern die Konsequenz aus Einsichten (dass nämlich Kolonialismus und Rassismus Verbrechen sind), die inzwischen Gott sei Dank mehrheitsfähig sind.

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6 Kommentare

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  • "...zu Beuths Zeiten sei Antisemitismus ja weit verbreitet gewesen" ist keine Relativierung, sondern eine Tatsachenfeststellung. Aus demselben Grund war es auch Bismarck. Sollen wir nun alle Kinder dieser Zeit verdammen und aus der Öffentlichkeit entfernen? Das wäre eine unzulässige Arroganz der Neuzeit.

    • @finches:

      Bismarck hat sich nie so explizit antisemitisch geäußert wie Beuth. Ich sehe da schon Unterschiede. Abgesehen davon gab es zur Zeit von Beuth und Bismarck auch bereits massiven Widerstand gegen Antisemitismus. Nicht nur durch Juden. Beuth hätte es also besser wissen können.

      • @LesMankov:

        Welch ein Irrtum!

  • Zum Thema Afrikanisches Viertel.



    In Windhoek/Namibia gibt es eine Robert-Mugabe-Avenue.



    Offensichtlich hat man da keine Probleme mit Massenmördern und Diktatoren.



    Die Stadt Lüderitz heißt immer noch Lüderitz und es gibt ein Lüderitz-Museum.



    Die alternativen Namen für das afrikanische Viertel waren eigentlich auch nicht besser. Ob der Verbrecher jetzt Kolonialist war oder gebürtiger Afrikaner ist doch eigentlich egal. Schlecht ist beides.



    Hier mit der Causa Beuth zu vergleichen halte ich für nicht zielführend.

    • @sb123:

      Inwiefern sind die neuen Namen für das Afrikanische Viertel auch nicht besser? Rudolph Duale Manga Bell wurde von den Deutschen für seinen Widerstand hingerichtet, ebenso Cornelius Frederiks, dessen Kopf die Nachfahren noch immer vermissen. Anna Mungunda hat die südafrikanische Apartheid-Polizei erschossen, der Mai-Maji-Krieg war die größte Erhebung gegen das deutsche Kolonialregime. Was ist daran nicht gut?

      • @Kinjikitile Ngwale:

        Man wird in JEDER Biografie etwas Negatives finden, wenn man danach sucht. Beispielsweise müsste man sämtliche Straßen, Plätze und Unis etc. umbenennen, die nach Männern aus den vergangenen Jahrhunderten benannt sind. Denn nahezu alle, dürfen mit einem Geschlechterverständnis aufgewachsen sein und nach dem gelebt haben, das nach heutigem gesellschaftlichen Verständnis untragbar wäre. Daher ist fraglich, ob eine solche Personifizierung überhaupt noch zeitgemäß ist.