piwik no script img

Studie zur Bekämpfung von OnlinepiraterieHinweisschild gegen Schwarzkopien

Eine Studie des Wirtschaftsministeriums will Onlinepiraterie mit Warnhinweisen der Internetprovider bekämpfen. Sie stellt auch fest: Machbar ist das ausschließlich in Tauschbörsen.

Piraten unerwünscht. Bild: fredyhanny / photocase.com

BERLIN dpa | Nach jahrelanger Verzögerung will die Regierung zu einer Neufassung im Urheberrecht gelangen. Dazu legte das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag eine Studie vor, die bei Verstößen eine Kombination von "Prävention und Repression" empfiehlt. Die Autoren untersuchen die bisher in Europa umgesetzten Modelle mit gezielten Warnungen bei Verstößen und kommen zu dem Schluss, dass "ein aufklärendes Warnhinweismodell" in Verbindung mit verbindlichen Auskünften von Internet-Providern zu Nutzerdaten als rechtlich zulässig zu bewerten sei.

Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto (FDP), begrüßte das Papier, das von der Forschungsstelle für Medienrecht an der Fachhochschule Köln erstellt wurde. Dies sei eine wertvolle Grundlage für die weitere Diskussion "in puncto Bekämpfung der Internetpiraterie". Auf der Basis dieser Erkenntnisse solle es noch im im ersten Halbjahr zu einer Entscheidung kommen.

Neben der rechtlichen Bewertung wurden für die Studie auch die technischen Möglichkeiten geprüft. Dabei kamen die Verfasser zu dem Schluss, dass eine konkrete Rechtsverletzung mit einer eindeutigen Zuordnung zu einer bestimmten IP-Adresse nur für Peer-to-Peer-Netze nachzuweisen sei.

In solchen Netzen wie eMule oder Gnutella stellen die Teilnehmer eine wechselseitige Verbindung her, über die Daten sowohl anderen bereitgestellt als auch heruntergeladen werden. "Andere Technologien bleiben derzeit aus technischen Gründen außen vor, so dass unrechtmäßiges Verhalten im Internet von vorne herein nur in begrenztem Rahmen überhaupt erfasst werden kann", heißt es in der Studie.

Als "vollkommen unsinnig" kritisierte der Verein Digitale Gesellschaft die Einführung eines solchen Warnmodells. Mit der Einbeziehung von Internet-Providern werde ein ehernes Prinzip im Internet durchbrochen, wonach der Provider nicht für die transportierten Inhalte haftbar sei und sich ausdrücklich nicht um diese kümmern solle, erklärte der Vereinsvorsitzende Markus Beckedahl.

"Die Post schickt Ihnen auch keinen Warnbrief, wenn Sie eine Kopie eines Zeitungsartikels verschicken", fügte Beckedahl hinzu. Die Digitale Gesellschaft stellte der Studie einen eigenen Schattenbericht entgegen, wonach bestehende Warnmodelle in Frankreich, Großbritannien und Irland zeigten, "dass die Maßnahme erhebliche grund- und datenschutzrechtliche Probleme aufwirft".

Bedenken wurden auch innerhalb der FDP-Fraktion laut. Der Abgeordnete Sebastian Blumenthal, wie Beckedahl Mitglied der Internet-Enquete-Kommission des Bundestags betonte, dass ein "Three-Strikes-Modell" mit einer Bestrafung nach zwei Verwarnungen ebenso wie Netzsperren kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen sei. "Berechtigte Schutzinteressen der Urheber werden wir deshalb jedoch nicht vernachlässigen."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!