Silvester in Berlin: Grüne wollen den Schuss nicht mehr hören
Böllern und Feuerwerk sollte wenigstens in allen Nebenstraßen verboten werden, fordert die Grünen-Abgeordnete Silke Gebel.
Die Grünen-Abgeordnete Silke Gebel hält es in der Stadt derzeit nicht mehr aus: „Da ich ein kleines Kind habe, werde ich Silvester in diesem Jahr ganz in Ruhe außerhalb von Berlin feiern.“ Ihr Sohn Hannes ist vor wenigen Tagen ein Jahr alt geworden. Und mit ihm ist der Jahreswechsel einfach nicht mehr schön: „Zu Silvester sollten alle Leute in Berlin ihren Spaß haben, auch die mit kleinen Kindern und Haustieren“, sagt Gebel. Sie fordert daher, das Böllern in den meisten Straßen zu verbieten. „Bereits jetzt darf an Silvester vor Krankenhäusern und Altenheimen nicht geböllert werden, aber viele Leute wissen das nicht.“
Gebel hat zwei verschiedene Ideen, wo Böllern noch erlaubt bleiben könnte. Nach dem ersten Modell müsste es in allen Nebenstraßen ruhig bleiben, und nur in den Hauptstraßen dürfte noch geknallt werden. Dabei würden allerdings immer noch vergleichsweise viele Anwohner belästigt. Einen besseren Schutz bietet das zweite Modell: Dann dürfte nur auf Plätzen und größeren Kreuzungen geböllert werden. „Das ist eine viel einfachere und klarere Regelung, die auch besser durchgesetzt werden kann.“ Auch dann blieben aber noch direkte Anwohner betroffen. Gebel: „Das ist eine schwierige Abwägung. Viele Leute wollen gern an Silvester knallen, deswegen muss man da einen Kompromiss finden. Mit diesem Vorschlag hätte man zumindest bei Fenstern, die nach hinten rausgehen, Ruhe.“
Laut Feuerwehr werden in der Silvesternacht in Berlin durchschnittlich rund 500 Menschen durch Pyrotechnik und Brände verletzt. 50 Prozent der Verletzungen seien nicht selbstverschuldet, sondern entstünden durch Querschläger oder das gezielte Beschießen von Menschen, sagte ein Sprecher. Die Feuerwehr ist auch für Verletztentransporte in die Krankenhäuser zuständig, sie wird zu Silvester ihr Aufgebot mehr als verdoppeln: Knapp 800 haupt- und mehr als 500 ehrenamtliche Helfer stehen bereit. Vor einem Jahr gab es zwischen 19 Uhr und 6 Uhr genau 1.792 Einsätze.
Bedient Gebel mit ihrer Verbotsidee jetzt wieder das Klischee, dass die Grünen durch immer neue Regeln die Freiheit beschneiden wollen? Sie sieht es genau andersherum: „Durch das Böllern wird die Freiheit der Leute eingeschränkt, die in Ruhe ins neue Jahr rutschen wollen.“ Außerdem ist das Böllern auch jetzt schon stark reglementiert – an 364 Tagen im Jahr ist es komplett verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee